40 Jahre – Papier & Fotografie Sammler Michael Loulakis präsentiert über 65 Kunstwerke im Atelier Frankfurt

Text und Fotos von Edda Rössler, am 16. September 2020 in der Frankfurter Neuen Presse veröffentlicht

40 Jahre – Papier & Fotografie“, hinter diesem schlichten Titel verbirgt sich eine Ausstellung, die in jeder Hinsicht außergewöhnlich ist. Der Frankfurter Immobilienkaufmann und Kunstsammler Michael Loulakis (71) präsentiert im Atelier Frankfurt eine Auswahl seiner exquisiten Kunstwerke, die er in den letzten vier Jahrzehnten erwarb. Gezeigt werden 65 Papierarbeiten und Fotografien von Schwergewichten der nationalen und internationalen Kunstszene. Da geben sich Andy Warhol, Lucian Freud, Georg Baselitz und auch Thomas Bayrle ein fröhliches Stelldichein. Kuratiert wurde die Ausstellung von der Berliner Kunsthistorikerin Susanne Grieshaber, die die Werke einfühlsam nach Epochen arrangierte. So schlendert der Besucher von einer impressionistischen Zeichnung von Lovis Corinth aus dem Jahr 1905 zu Bauhaus-Arbeiten, goutiert Fotografien der Düsseldorfer Schule ebenso wie die von bedeutenden Vertretern der Pop Art und erfreut sich an dem Deutschen Neoexpressionismus. Die Idee zur Ausstellung stammt von Corinna Bimboese (46), die das Atelier Frankfurt leitet. „Die Würdigung der Sammlung ist auch als ein Dankeschön an unseren ehemaligen Vermieter gedacht.“

Sammler Michael Loulakis und Corinna Bimboese (Atelier Frankfurt) vor einer Arbeit von Andy Warhol „The Beatles“
Sammler Michael Loulakis und Corinna Bimboese (Atelier Frankfurt) vor einer Arbeit von Andy Warhol „The Beatles“

Wie entsteht eine solch gigantische Sammlung, welche Schwerpunkte wurden gelegt und was ist die Motivation, Kunst zu sammeln, all das waren die Fragen an Michael Loulakis.

Treffpunkt war zunächst sein an das Atelier Frankfurt angrenzende Büro. Über ein riesiges Treppenhaus, das an alte Hollywoodfilm der 30er Jahre erinnert und an dessen Ende ein kleiner Mini steht, gelangt man in die Schaltzentrale des quirligen Kunstsammlers, der mit Begeisterung, blitzenden Augen und vielen Anekdoten über seine Begegnungen mit Kunst, Künstlern und Galeristen spricht.

Das „Sammler-Gen“ liegt in der Familie verankert, verrät er. Schon der verstorbene Vater Alexander Loulakis, Unternehmer und Mäzen, war für seine Sammler-Leidenschaft bekannt. Loulakis Senior trat selbst als DJ in Frankfurter Cafés auf und hatte ein Faible für die Unterhaltungsmusik der 30er bis 50er Jahre. Noch immer gilt sein Archiv mit alten Schellackplatten und Musik aus dieser Zeit als legendär. Sohn Michael, der Ende der 70er nach einem BWL- und Jura-Studium in den väterlichen Betrieb einstieg, sammelte zunächst Münzen. Doch rasch begeisterte er sich für Künstler-Grafiken. Infolge seiner Heirat mit einer Tochter aus der Hotel-Dynastie Steigenberger lernte er namhafte Galeristen kennen. „Die Steigenberger waren immer auf der Suche nach interessanter Kunst für die Luxushotels.“

Galeristen-Persönlichkeiten prägten ihn. Er erinnert sich an den Offenbacher Galeristen Volker Huber, der ihm Grafiken von Paul Wunderlich und Maurilio Minuzzi vorstellte. Es folgten Begegnungen mit Herbert Meyer-Ellinger, bei dem er die ersten Blätter von David Hockney erwarb. Auch der legendäre Galerist Konrad Fischer war wichtig. „Viele hatten Angst vor ihm, weil er etwas grummelig war.“ Loulakis erinnert sich, dass Fischer in einer „Zimmerausstellung“ Werke von Blinky Palermo, Gerhard Richter und Sigmar Polke präsentierte. „Ich habe ihn gefragt, was würden Sie denn aussuchen.“ Als ihm der Galerist empfahl, alle 24 zu kaufen, tat Loulakis genau das und hat es nie bereut. Heute schmücken drei Polke-Arbeiten aus den Jahren 1963, 1966 und 1973 die aktuelle Ausstellung.

Sammler Michael Loulakis vor einer Arbeit von David Hockney „The Singer“
Sammler Michael Loulakis vor einer Arbeit von David Hockney „The Singer“

Verdienste an der Loulakis-Sammlung gebührt zudem der Frankfurter Galeristin Bärbel Grässlin, die ihn mit dem Künstler Günther Förg und mit Arbeiten von Peter Roehr bekannt machte. Insbesondere Peter Roehr, dessen Arbeiten gleich am Anfang der Ausstellung neben Werken von Thomas Bayrle zu sehen sind, schätzt er sehr. Die Wiederholungen in den Blättern der Pop Art-Künstler erinnern ihn an Siebdrucke von Andy Warhol. Peter Roehr, so Loulakis, habe den damaligen VW-Vorstand um Übersendung der Plakette mit dem Aufdruck „Komm gut heim“ gebeten, um diese in Wiederholungen in eine Arbeit zu integrieren. Die Erledigung erfolgte prompt, mit der freundlichen Zeile „Ich wünsche Ihnen viel Spaß, Herr Roehr, Herr Roehr, Herr Roehr.“ Auch mit dem Künstler Thomas Bayrle ist er eng verbunden. „Ich bin froh, dass er den Erfolg, den er verdient hat, auch noch erlebt.“

Einen besonderen Platz in Loulakis Sammlerherz gebührt einem Stillleben von Äpfeln und Quitten des spanischen Künstlers Francisco López Hernández, denn das war die erste Arbeit, die er erwarb. Viele Kunstwerke sind im Laufe der Zeit im Wert gestiegen, einige davon hängen als Leihgabe in den bekanntesten Museen der Welt wie etwa im Museum of Modern Art in New York. Kunst als Wertanlage stand bei ihm nicht in Vordergrund. „Mein Leben haben die Werke und vor allem die Begegnungen mit den Künstlern bereichert.“ Noch immer geht der leidenschaftliche Sammler auf Kunstsuche. Sein Tipp an angehende Sammler lautet: „Folgt eurem Herzen und habt Freude an der Kunst.“

Die Ausstellung der Sammlung Michael Loulakis ist noch bis zum 24. September 2020 geöffnet. Jeweils von 11 bis 18 Uhr, nach vorheriger telefonischer Anmeldung. Weitere Informationen unter

www.atelierfrankfurt.de

Der Katalog zur Ausstellung „40 Jahre Papier & Fotografie“ ist für 10 Euro im Atelier Frankfurt erhältlich.

 

Fotograf: Edda Rössler