Beatnik, Kunstguru und Organisationstalent – FNP zu Besuch bei Mirek Macke

Text und Fotos von Edda Rössler
veröffentlicht am 31. Juli 2019 in der Frankfurter Neuen Presse

Wir freuen uns auf den Besuch im Kunstverein der Familie Montez. Strahlender Sonnenschein und ein tiefblauer Himmel bilden einen perfekten Rahmen für das stattliche Anwesen, das sich in unmittelbarer Nähe der EZB in der denkmalgeschützten Honsellbrücke befindet. Charmant behauptet es sich mit seinen weißen Rundbögen und Säulen gegen den pompösen Wolkenkratzer der Architekten Coop Himmelblau.
Ein wohltuender Hauch von Unbeschwertheit und Laissez-faire weht uns entgegen.

Mit großen Schritten und strahlendem Lächeln tritt Montez-Chef Mirek Macke (59 Jahre) aus der Eingangstür, begrüßt uns mit festem Handschlag und führt durch die heiligen Hallen einer der legendärsten Kunststätten Frankfurts. Der großgewachsene, drahtige Mann mit dem langen weißen Bart wirkt so viel jünger als es die bekannten, strengen Porträtfotos suggerieren. Riesige Hallen, Ausstellungssäle, Veranstaltungsräume, Lesezimmer und das originelle Büro, in dem eine große Holztreppe in eine weitere Etage führt, versetzen uns in Staunen. Längst haben wir die Orientierung verloren. In dem barock anmutenden Labyrinth laden überall, selbst in der kleinsten Ecke, Bilder, Fotos, Mode, Erinnerungen und Zeitungsschnipsel zum Betrachten ein. Wollte man jedes Detail studieren, dann müsste man hier Jahre verbringen. Die liebevoll versammelten Schätze fügen sich zu einem alle Dimensionen sprengenden Wimmelbild zusammen, dessen Klammer der Begriff „Kunst“ ist. Mirek Macke hat mithilfe „seiner Familie“, die aus vielen jungen, ehrenamtlichen Helfern besteht, ein Gesamtkunstwerk geschaffen. Dazu passen die vielen Kulturangebote des Montez, die von Kunstausstellungen und Konzerten bis hin zu Performances reichen.

Mirek Macke – das Oberhaupt der Familie Montez Foto: Edda Rössler
Mirek Macke – das Oberhaupt der Familie Montez
Foto: Edda Rössler

Eine Frankfurter Institution
Das Montez ist eine Institution und wurde vor vor fast zwei Jahrzehnten in der Innenstadt gegründet. Der ehemalige Städelschüler Macke, der bei Hermann Nitsch Interdisziplinäre Kunst studierte, bezog 2000 ein Atelier in der Breiten Gasse an der Konstablerwache. Zusammen mit der Künstlerin Anja Czioska baute er den sogenannten „Städelhof“ zu einer Ausstellungsfläche mit Bar aus. In Anlehnung an die skandalumwitterte Tänzerin Lola Montez (1821 – 1861) nennen sie ihr Domizil „Lola Montez“. Rasch wird das Montez zum angesagten Treffpunkt. 2012 wird das Areal verkauft und 2014 bezieht der Kunstverein Familie Montez sein neues Domizil unter der Honsellbrücke.

Geschichten und Anekdoten
Viele Prominente begleiten Macke. Wie der ehemalige Städeldirektor Kaspar König, dessen Sohn Johann in der Gründungsphase dabei sein wollte. Ausgerüstet mit einem großen Aufgebot an Brillux-Farben wollte er die Location nach seinem Gusto aufmöbeln. „Ich habe ihn aber gleich rausgeschmissen“, amüsiert sich Macke. „Der Teenie wollte den Ton angeben, das passte nicht“. An die Episode bei Montez erinnert auch der ehemalige „Teenie“ in seiner jüngst erschienenen Autobiografie. Geschadet hat die Begegnung nicht, denn mittlerweile zählt Johann König mit seiner Berliner „König-Galerie“ zu einem der weltweit bedeutenden Galeristen.

Künstler bei Montez
Macke wirkt bescheiden, aber entschieden. Er dirigiere sein Reich mithilfe diverser WhatsApp-Gruppen, informiert er. „Mit den digitalen Medien ist alles einfacher geworden.“ Im Zentrum der Kulturangebote stehen Kunstausstellungen. Die Nachfrage ist groß, denn die hohen Wände und das sagenumwobene Montez sind als Ausstellungsort begehrt. Er präsentiert zumeist junge Künstler und hat ein Faible für figurative, farbintensive Kunst. „Wirklich“, sagt Macke, „die Kunst lebt doch von der Farbe!“ Die dunkle, reduzierte und melancholische Palette ist nicht seine Sache. Aus den vielen Bewerbungen siebt er konsequent diejenigen aus, die sich nur aus Imagegründen melden und das Montez nicht persönlich kennen. Nur wer ein Gespür für Montez entwickelt und sich vor Ort umgesehen hat, kommt in die engere Auswahl.

Jenseits der realen Welt
Das Montez begeistert „als Ort jenseits der realen Welt“. Die Kulturveranstaltungen werden nachgefragt und Unternehmen mieten das Montez für Firmenevents. Dieser Erfolg und die Anerkennung freuen ihn. Doch am Herzen, das betont er mehrfach, liegt ihm die Montez-Familie, „seine Jungs“. Jugendliche mit der Welt der Kunst vertraut zu machen, ist für ihn eine Herzensangelegenheit. Bei all dem Einsatz bleibt kaum Zeit für ein Privatleben. Zuhause, das ist noch immer die Wohnung in der Breiten Gasse. Immer mit dabei ist Boxerhündin Gabi. „Da bin ich ein ganz anderer Mensch als im Montez, zurückgezogener und introvertierter.“ Hier schöpft er Kraft für seine Rolle des Kunstdirektor Montez. Aber auch die längst Teil seiner Seele. Und irgendwie beseelt wirkt bei Macke-Montez alles.

Kontaktinformationen:
KVFM – Kunstverein Familie Montez e.V.
Honsellbrücke am Hafenpark
Honsellstraße 7
60314 Frankfurt am Main

Besichtigungszeiten:
Dienstag – Sonntag 13.30-18.00 Uhr
und nach Vereinbarung

Vereinsadresse:
KVFM – Kunstverein Famile Montez e.V.
c/o Mirek Macke
Honsellbrücke am Hafenpark
Honsellstraße 7
60314 Frankfurt am Main
kvfm.de