Bilder, nach denen wir uns sehnen

„Du bist nicht allein“ – Hübner&Hübner präsentiert Sehnsuchtsbilder von Dieter Mammel

Text und Fotos von Edda Rössler. Am 29. September 2020 in der Frankfurter Neuen Presse veröffentlicht.

 Dieter Mammel mit seiner Partnerin Claudia Schick vor dem Gemälde „Abstand“

Dieter Mammel mit seiner Partnerin Claudia Schick vor dem Gemälde „Abstand“

Immer wieder klingt in Dieter Mammels Ohr der alte Schlager von Roy Black „Du bist nicht allein“. Der Song begleitet den in Reutlingen geborenen Künstler (55) seit seiner frühesten Kindheit und offenbart das Versprechen nach Nähe, Verständnis und Liebe. Genau diese Sehnsüchte will er mit seinen aktuell bei Hübner&Hübner präsentierten Werken ausdrücken. „Für uns“, informiert Galerist Ernst Hübner, „ist das bereits die 6. Ausstellung mit dem Künstler, der seinem Stil treu bleibt, aber stets aktuelle Bezüge zu gesellschaftlichen Ereignissen setzt.“

Dieter Mammel, der an der Kunstakademie in Stuttgart Malerei studierte, hat sich lange mit Holzschnitten beschäftigt. Nach wie vor ist ihm diese Technik bei seiner Malerei wichtig. „Hell und Dunkel, Licht und Schatten, all das spielt in meinen Werken eine Rolle“.
Unschwer wird gleich auf den ersten Blick auf die in monochromer Farbpalette gehaltenen Leinwände klar, dass sich der Maler mit den seelischen Auswirkungen der Pandemie auf den Menschen beschäftigt. „Wir alle haben durch Corona ein kollektives Problem. Wir sind gezwungen, Abstand zu halten und sehnen uns nach Nähe“, so Mammel.

Dieter Mammel und Galerist Ernst Hübner vor dem Gemälde „Abstand“
Dieter Mammel und Galerist Ernst Hübner vor dem Gemälde „Abstand“

An die 20 größere und kleinere Leinwände bespielen die Galeriewände, die auch aufgrund der besonderen Technik zum Eintauchen in die Bildwelten einladen. Alle Werke sind auf am Boden liegende, nasse Leinwände mit petrolfarbener Tusche gemalt und gleichen surrealen Filmszenen. Wird in dem Gemälde „Schneewalzer“ ein seltsam verträumtes Tanzpaar in einer riesigen Schneelandschaft dargestellt, sehnt sich in dem Werk „Abstand“ eine wie in einer filmischen Nahaufnahme in Szene gesetzte, nackte Frau nach Berührung, die sie zugleich mit energischer Geste wieder zurückweist. Auch in Erinnerung bleiben wird das Gemälde „Maskenball“, das an eine Tanzpose von Ginger Rogers und Fred Astaire erinnert. Das Paar wirkt vertraut und dennoch seltsam distanziert. Die beiden Tänzer gleichen Schachfiguren, die sich nach einer vorgegebenen Choreografie bewegen, aber dabei seelenlos und unbeteiligt wirken. So ist es vor allem das Ausloten und Bilanzieren von Nähe und Distanz, das dem Betrachter in den Werken Mammels entgegentritt.

Der Künstler lebt und arbeitet in Berlin und Frankfurt. „Ich kann da Kunst machen, wo ich mich zuhause fühle.“ In Frankfurt unterhält er sein Studio im Atelier Frankfurt und fühlt sich hier ganz besonders wohl. „Denn in Frankfurt lebt meine Liebe Claudia.“ Die bekannte HR-Moderatorin Claudia Schick, die ebenfalls an der Vernissage teilnahm, erinnert sich an das erste Kennenlernen. „Wir haben uns vor vielen Jahren ganz zufällig in einem Café in Luzern getroffen.“ Sie ist von den Bildern begeistert, „weil Dieter einer der besten Maler ist“. Das fanden auch die Vernissage-Gäste und spontan erwarb ein Ehepaar gleich das großformatige Gemälde „Abstand“, eines der Hauptwerke der Ausstellung. So schön kann Distanz sein, wenn sie von Dieter Mammel malerisch inszeniert wird.