Der kleine Arsch aus dem Vogelsberg – Kunst mit Humor von Effi B. Rolfs

Nach der langen Lockdown-Phase ist Frankfurts Satiretheater Die Schmiere wieder für das Publikum geöffnet. Doch vorerst geben sich nicht die Kabarettisten auf der Bühne ein Stelldichein, noch lädt das Theater zu einer abwechslungsreichen Ausstellung über die Geschichte der Kleinkunstbühne im Herzen der Frankfurter City ein. Sie reicht von den Anfängen in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts mit dem charismatischen Theatergründer Rudolf Rolfs und seinem kongenialen Bühnenpartner Reno Nonsens bis heute.

(v.l.) „Drama-Queen“, „Angebissen“, „Ladislav“ und „Stromaufwärts“ – Effi B. Rolfs im Kreis ihrer Liebsten. Nur der „Kleine Arsch aus dem Vogelsberg“ hat sich gegen ein Foto gesträubt. Foto: Edda Rössler
(v.l.) „Drama-Queen“, „Angebissen“, „Ladislav“ und „Stromaufwärts“ – Effi B. Rolfs im Kreis ihrer Liebsten. Nur der „Kleine Arsch aus dem Vogelsberg“ hat sich gegen ein Foto gesträubt.
Foto: Edda Rössler

Seit mehreren Jahrzehnten ist das Theater von Effi B. Rolfs, der Tochter des Gründers, und ihrem Bühnenpartner Matthias Stich geprägt. Sie sorgen zusammen mit einem festen Ensemble für humorvolles und aktuelles Kabarett. Während die Vorbereitungen für die nächsten Bühnenauftritte nach Corona wieder anlaufen, bittet Effi B. Rolfs jetzt auch zur Werkschau ihrer eigenen bunten Gemälde und fantasievollen Skulpturen.

Die Welt der Effi B. Rolfs als Bildende Künstlerin kann der Besucher in dem urigen Pausenkeller des Theaters kennenlernen. Dort erfreuen zahlreiche Acrylbilder, einige Aquarelle und originelle Skulpturen das Auge. Vielen Frankfurtern blieb bislang verborgen, dass sich Rolfs auch als Malerin und Bildhauerin engagiert. Doch erst jetzt, wo sie viel Anerkennung für ihre Kunst erzielt, entschied sie sich zu der Einzel-Ausstellung.

Obwohl sich der künstlerische Ausdruck in einem ganz anderen Medium offenbart, bleiben Parallelen. Auf der Bühne überzeugt die sportliche Brünette mit dem Pony und langem Pferdeschwanz körperbetont, temperamentvoll und mit listiger Spielfreude. Dieses Temperamt spürt der Betrachter auch bei ihrer Kunst, die sie unter dem Begriff „einmalnur“ präsentiert. „Das ist mir wichtig, dass es meine Exponate nur einmal gibt und dass ich mich ausschließlich mit Unikaten ausdrücke“, betont sie.

Die Werke umfassen die Zeitspanne von 2017 bis heute und Zug um Zug verwandeln sich zurückhaltende Aquarelle in freche, abstraktere Positionen aus Acryl. Rolfs schafft sich in den Bildern ab und ihre Motive reichen von hauchzarten Mädchenporträts bis hin zu Landschaftsbildern. „Das sind Stimmungsdinger“, sagt sie mit einem Lächeln. Gern bedient sie sich an Naturmotiven aus dem nahegelegenem Vogelsberg, wo sich ihr Künstleratelier befindet.

Neben all der künstlerischen Inspiration ist ihr der handwerkliche Hintergrund wichtig. „Ich mache alles mit den Händen und alles selbst.“ Ihre Farbpigmente entstehen aus Ziegelsteinen, Holz oder verbrannter Asche. Die jungen Zweige des Apfelbaums zerkocht sie zu strahlendem Gelb und den Blättern einer Brennnessel entlockt sie ein „schönes Grün“. Schnell ist man da gedanklich wieder beim Theater und erinnert sich an Shakespeares Hexenszene in Macbeth. „Hexenküche-Malerei finde ich spannend“, sagt Rolfs.

Die Künstlerin liebt Natur und natürliche Materialien, die sie bei ihren Skulpturen, ihrer „Spaß-Abteilung“, originell inszeniert. Bei Spaziergängen entdeckt sie etwa Äste und denkt, „da mache ich etwas draus“. Aus einem alten Palastbalken kreiert sie einen peppigen Apfelkrotzen. Humorvoll gibt sich auch der „kleine Arsch aus dem Vogelberg“. Eigentlich wollte sie den Naturstein bearbeiten, aber er sperrte sich nachhaltig gegen eine Verfeinerung und blieb, was er eben war.
Doch Rolfs arbeitet zudem mit edlem Material. In der beschwingt-eleganten Skulptur „Stromaufwärts“ kombiniert sie italienischen Marmor mit Eichenholz aus dem Vogelsberg. Für die nötige Balance sorgt eine leicht geschwungene Linie funkelndem Blattgold.

Auf die Frage, was ihr wichtiger sei, die Malerei oder die Bildhauerei, zuckt sie mit den Achseln. Jedes Werk zählt für sie. „Der Weg dahin ist der Reiz, darauf habe ich tierisch gute Laune.“

Gute Laune stellt sich auch bei dem Besuch der bunten Ausstellung „einmalnur“ ein, ganz besonders, wenn Effi B. Rolfs ihre Werke humorvoll kommentiert.

Die Ausstellung „einmalnur“ ist noch bis zum 7. November geöffnet. Weitere Informationen unter www.die-schmiere.de
und unter www.einmalnur.de

Text und Foto von Edda Rössler, veröffentlicht am 2. November 2021 in Frankfurter Neue Presse