Die Lage der Galeristen verschärft sich – Frankfurter Galeristin Anita Beckers fordert Senkung der Mehrwertsteuer

Text mit Ergänzungen in der Frankfurter Neuen Presse am 3. Juni 2020 veröffentlicht

In einem offenen Brief wandte sich die Frankfurter Galeristin Anita Beckers stellvertretend für alle Galerien in Frankfurt am Main und Hessen an die Hessische Ministerin für Wissenschaft und Kunst Angela Dorn und an den Hessischen Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir. Sie bittet um Einwirkung auf Bundesebene, insbesondere um Dialog mit dem Finanzminister Olaf Scholz, dahingehend, dass die EU-Mehrwertsteuerrichtlinie von derzeit 19 % auf den gewerblichen Verkauf von Kunstobjekten wieder auf 7% gesenkt werde. So wie der Staat kurzfristig für andere Bereiche zur Wiederbelebung der Wirtschaft den Mehrwertsteuer gesenkt habe, wäre dies auch für die Galerien unbedingt notwendig.

Aufgrund der generell schwierigen Lage im Kunsthandel, die sich im Zusammenhang mit der Corona-Krise noch weiter verschärft habe, sei die Senkung dringend erforderlich. In diesem Zusammenhang betont sie, dass die öffentliche Wahrnehmung von Sensationsrekorden im Kunsthandel falsch sei. Das „Kerngeschäft“ werde von dem Primärmarkt mittelständiger Kunstgalerien betrieben, die sich in einer wirtschaftlich angespannten Situation befinden. So sei der jährliche Umsatz von Sotheby‘s so hoch, wie der gesamte Jahresumsatz aller deutschen Galerien, Kunsthändler und Auktionshäuser zusammen.

Darüber hinaus weist sie auf den Stellenwert der Galerien für den Standort Hessen hin. Die Galerien haben eine Infrastruktur zur Präsentation von Kunst geschaffen, deren Verlust für den hessischen Standort gravierende Folgen mit sich bringen kann. Der systematische Aufbau von Künstler*innen sei die eigentliche Aufgabe von Galerien und werde mit großem Idealismus und mit erheblichem finanziellen Einsatz getätigt. Galerien, ihrer Meinung nach die „wichtigste Vertriebsplattform für Künstler*innen, nehmen im Kunstbetrieb eine Schlüsselrolle ein. Sie seien das Bindeglied zwischen Künstler*innen, Museen, Institutionen und Sammler*innen und damit eine tragende Säule in einer funktionierenden Kunstlandschaft. Ohne eine reichhaltige Galerienlandschaft würde die Kunstszene austrocknen und die Fortschreibung der Kunstgeschichte wäre in ihrer Vielfältigkeit nicht mehr gewährleistet.

Meldung von Edda Rössler