Eine starke Künstlergeneration Westend Galerie zeigt Generation Y

Text und Fotos von Edda Rössler
veröffentlicht am 8. April 2019 in der Frankfurter Neuen Presse

Vor der Galerievilla leuchtet die rote LED-Installation „We all need Mercy“ der italienischen Künstlerin Elonora Esse und weist auf die Ausstellung „Generation Y“ in der Arndtstraße 12 hin. Dort lud die Frankfurter Westend Galerie am Samstag zur Vernissage ein.

Neben Eleonara Esse bespielen die Künstler Mattia Noal und Giulio Zanet (beide Jahrgang 1984) die Galerieräume mit Kunstwerken der Generation Y. Die Vorsitzende der Deutsch-Italienischen Vereinigung Dr. Caroline Lüderssen (54 Jahre) und die Kuratorin der angeschlossenen Westend Galerie Barbara Thurau (52 Jahre), beides „Baby Boomer“, waren gespannt, wie sich nachfolgende Generation künstlerisch aufstellt. Gibt es ein durchgängiges Leitmotiv, das die ab Mitte der 80er Geborenen prägt?

Künstler der Generation Y Mattia Noal, Guido Zanet und Eleonora Esse
Künstler der Generation Y Mattia Noal, Guido Zanet und Eleonora Esse Foto: Edda Rössler
Eleonora Esse (vorne), hinten (l.) Mattia Noal und Guido Zanet
Eleonora Esse (vorne), hinten (l.) Mattia Noal und Guido Zanet

Empathie ist gefordert
Sei Mensch, sagt Eleonora Esse. Die attraktive Römerin (Jahrgang 1979) ), die in Frankfurt lebt und arbeitet, sorgte bereits bei der Luminale 2018 mit ihrer Lichtinstallation vor der Frankfurt School of Finance für Aufsehen. Sie arbeitet kozeptuell und formuliert Appelle per Licht und Farbe. In der aktuellen Ausstellung ist den Arbeiten von Esse ein eigener Raum gewidmet. Ihre LED-Objekte fordern zu Empathie auf, wie etwa der Schriftzug „Charity is our Duty“. „Die Schriftzüge des ABC sind Fundamente für ein glückliches und bewusstes Leben“, davon ist sie überzeugt. Ihre Kunst, die auf humane Werte setzt, stellt sie bewusst gegen destruktive Ideologien und Tendenzen, die sie auch in der Kunstszene beobachtet.

Eleonora Esse-Charity is our Duty
Eleonora Esse-Charity is our Duty

Acrylmalerei mit Creditpoints
„Alles Ballast“, so blickt der in Schio, Italien geborene Maler Mattia Noal auf sein Kunststudium zurück, in dem er sich vor allem mit Michelangelo, Leonardo da Vinci und Caravaggio auseinandersetzen musste. Dieses Können fließt jedoch stets in seine Malerei mit ein. Die oft großformatigen Landschaftsgemälde (Acryl auf Leinwand) , in denen sich Sfumato und Chiaroscuro ein munteres Stelldichein geben, verzaubern und irritieren zugleich. Wie in einem Videospiel tauchen urplötzlich Avatare auf, die den Betrachter in ein anderes Level führen.

MN_Immersion 6 prt.1
MN_Immersion 6 prt.1

Das Licht des Südens
Der Dritte im Bunde, Giulio Zanet (*1984) wurde in Turin geboren, lebt und arbeitet in Mailand und Corregio. Er arbeitet mit Mischtechniken, die er auf Leinwand, PVC, Spezial-Papier und zuweilen auf Eisenblech aufträgt. Experimentieren, das macht ihm Spaß und die Ergebnisse seines künstlerischen Spieltriebes sind beachtlich. Bei Zanet
feiern Farbe, Strukturen und Linien wahre Urstände. Die großformatigen Werke, die stark gestisch geprägt sind, erinnern an die amerikanische abstrakte Malerei. Doch wo Jackson Pollock noch linear wirkt, entstehen bei Zanet räumliche Angebote. Es scheint, als wäre ein unsichtbarer Knopf eingebaut, der uns in andere Dimensionen hievt.

Guido_Zanet_GZ_senza titolo- 157x108 cm - tecnica mista su carta- 2018
Guido_Zanet_GZ_senza titolo- 157×108 cm – tecnica mista su carta- 2018

Dank der trefflichen Auswahl der Künstler gelingt der Frankfurter Westend Galerie ein intimer Blick in die künstlerischen Vorzüge der Künstlergeneration Y: Internet und Social Media haben tradierte Zeit- und Raumgefühle erweitert und damit auch neue künstlerische Zugänge geschaffen.