Eine Straße voller Kunst – Galerien in der Fahrgasse laden zu neuen Ausstellungen ein

veröffentlicht in der Frankfurter Neuen Presse am 5. Februar 2020

 

Der Wind peitschte am Freitagabend durch die Fahrgasse, doch das Publikum drängte in Scharen zu den Vernissagen. Die Galerien Frankfurt Mitte zeigen ein breites und anspruchsvolles Spektrum zeitgenössischer Kunst, das von filigraner Papierkunst bis hin zu rotzfrecher Malerei reicht. Bei einem Glas Wein suchten die Kunstfans das Gespräch mit den Galeristen und ihren Künstlern

 

Spannungsgeladene Ebenen

Extra aus Berlin angereist war der Berliner Künstler Florian Pelka (49). Der Philosoph und Meisterschüler von Georg Baselitz wird von Andreas Greulich vertreten. Die spannungsgeladenen, zumeist großformatigen Ölbilder erinnern an Szenen aus Comicbüchern. Dabei geizt er nicht mit Farbe, gelbe, rote und blaue Farbnuancen sind die Basis seiner Palette. „Florians Bildwelten sind komplex und malerisch“, sagt Galerist Andreas Greulich. „Viele Ebenen, die scheinbar nichts miteinander zu tun haben, lösen eine Spannung aus.“ Das fand auch Anklang bei Kunstfreunden. Innerhalb weniger Minuten waren zahlreiche Werke verkauft.

Künstler Florian Pelka und Galerist Andreas Greulich
Künstler Florian Pelka und Galerist Andreas Greulich

 

Yutta Bernhardt setzt auf Gegenwart

„Macht, Kontrolle und der Spaßfaktor“, wie das alles zusammengeht, will die aus Glauburg in der Wetterau stammende Künstlerin Yutta Bernhardt in der Galerie Der Mixer zeigen. Mittlerweile lebt sie in München und räumt gleich mit Vorurteilen auf. „Die Münchner denken, Frankfurt sei bloße Bankenstadt, die Frankfurter denken, die Münchner kennen nur Schickimicki“. Kunst mit Anspruch, insbesondere in Off-Spaces und engagierten Galerien, gibt es in beiden Städten, davon ist sie überzeugt. In ihren Arbeiten, vor allem Zeichnungen, setzt sie sich mit „Gegenwartsthemen“ auseinander. Dazu zählen insbesondere zeichnerische Variationen zu Google‘s Quantencomputer.

Künstlerin Yutta Bernhardt
Künstlerin Yutta Bernhardt

 

Viel Raum für eigene Interpretation

In der Galerie Christel Wagner ist soeben die niederländische Künstlerin Edith Snoek (61) eingetroffen. Sie liebt das Frankfurter Publikum und kennt die Stadt von früheren Besuchen, immerhin stellt sie bei Wagner zum zweiten Mal aus. Die zurückhaltende Künstlerin lässt sich beim Malen von ihrem Unterbewusstsein treiben und arbeitet intuitiv. „Ich trage Schicht um Schicht auf und lasse mich überraschen“, sagt Snoek. In ihren Werken setzt sie auf den Kontrast Hell-Dunkel, der die Bildwirkung verstärkt. „Die Menschen lieben ihre einfühlsamen, zarten Porträts“, berichtet Christel Wagner. Snoek deutet Personen an, die sie ungewiss und verschwommen hält. So bleibt viel Raum für eigene Emotionen und Interpretation.

Künstlerin Edith Snoek und Galeristin Christel Wagner
Künstlerin Edith Snoek und Galeristin Christel Wagner

 
Entkernte Ornamentik

Ganz anders geht der aus dem Erzgebirge stammende Künstler Jens Schubert (36) vor, den die Galeristin Kirsten Leuenroth präsentiert. Der Meisterschüler der Leipziger Professorin Annette Schröter hat mitten in der Galerie Leinwände kreisförmig aufgebaut, die Installation wirkt wie eine mystische Trutzburg. Zahlreiche weitere Werke bespielen die Galeriewände. Sein Ansatz ist grafisch, er bedruckt die Leinwand zunächst mit roten, grünen und blauen Streifen. Anschließend zeichnet er mit Tusche und Pinsel wundersame Ornamente, Symbole und Muster auf die entstandenen Farblinien. Wichtig ist ihm, Muster zu entkernen und das Wesentliche herauszuarbeiten.

 Künstler Jens Schubert und Galeristin Kirsten Leuenroth

Künstler Jens Schubert und Galeristin Kirsten Leuenroth

 
Linien wie vom Chirurgen

Papierwelten wie von einem Chirurgen mit Skalpell entworfen, so glasklar  geht die Künstlerin Dorthe Goeden (45) vor. Aktuelle Werke präsentiert

die Galerie Maurer, die sich sich seit langem der Papierkunst widmet.

Scheinbar schwerelos kommen die Papierarbeiten von Dorthe Goeden daher. Das Linienspiel scheint von der Botanik und der Architektur inspiriert. Die Linien überkreuzen, begegnen sich, um sich gleich wieder zu entfernen, so als ob sie einem imaginären Schaltplan folgen. Die weißen und schwarzen Papierinstallationen bespielen eindrucksvoll die Galeriewände.

Künsterlin Dorthe Goeden und Galeristin Brigitte Maurer
Künsterlin Dorthe Goeden und Galeristin Brigitte Maurer

Weitere Informationen unter www.galerien-frankfurt-mitte.de

alle Fotos von Edda Rössler