„Es wird gesessen, geschlürft, gespuckt und nachgedacht“ – Originelle Keramiken von Dominika Bednarsky begeistern Frankfurter Vernissagen-Publikum

Text und Foto von Edda Rössler – am 5.3. in der Frankfurter Neuen Presse veröffentlicht

1822-Forum der Frankfurter Sparkasse lädt zur Ausstellung „A Sitting and A Slurping and A Spitting and A Thinking“ ein

Erst kommt das Fressen, dann die Moral! Was bei Berthold Brecht so derb daherkommt,  serviert die junge HfG-Künstlerin Dominika Bednarsky (26) charmant und mit einem „leichten Augenzwinkern“. Ihre dekadenten Fress-Keramiken prangern die Verschwendungssucht unserer westlichen Zivilisation an.

Perfekt in Szene gesetzt – bitterböse Keramiken von Dominka Bedarsky
Perfekt in Szene gesetzt – bitterböse Keramiken von Dominka Bedarsky

Stolz ist Galerist und Entdecker Max Pauer auf das opulente, künstlerische Mahl, das jetzt im 1822-Forum auf einem weißen Tisch angerichtet ist. Er hat die zierliche Studentin und ihre Keramiken bei einer Werkschau der Offenbacher HfG entdeckt. „Natürlich hat das ganze einen bitter ironischen Beigeschmack“, sagt er. Ihn erinnern die frechen Keramiken an üppige Buffets wie sie etwa auf Kreuzschifffahrten kredenzt werden.

Bei allen Arbeiten stechen Fantasie, Witz, Liebe zum Detail und eine stimmige Farbpalette ins Auge. Die Figuren stammen aus der Tier- und Pflanzenwelt. „Mein Thema ist immer aus der Natur gegriffen und ich wollte schon immer etwas mit Essen machen“, sagt Bednarsky. Ihre verführerische Inszenierung eines Delfins, der sich aus Wurststückchen zusammensetzt oder des „Händchen haltenden Hummers“ zeigen eine perfide mundgerechte Natur, die dem menschlichen Genuss untertan ist. Bei der Keramik „Couple-Drink“ drapiert sie zwei Gänsemäuler auf einem Kürbis, in den Mäulern steckt ein Strohhalm. Die Happy Hour kann beginnen! Ganz köstlich ist auch der „Obst-Schweinskopf“ mit einer Ananas als Kopfbedeckung. Ein Schweinsohr verwandelt sich in eine Banane. Ihre glänzenden Farbglasuren wirken dabei erotisch und verwandeln die präsentierte Natur in Sexobjekte, die   hilferufend MeToo“ schreien. 

Was so leicht und gefällig daherkommt, ist harte Arbeit. In der Regel arbeitet die in Schweinfurt geborene Künstlerin mehrere Wochen an einer Keramik. „Ich arbeite von unten nach oben“, sagt sie. Einen Entwurf gibt es nicht, sie lässt ihrer Fantasie freien Lauf. Dann wird getrocknet und nach dem ersten Brand glasiert. Der Herstellungsprozess gleicht einem Abenteuer, denn auch die verwendeten Keramikfarben sind „Fehlfarben“ und verändern sich beim Brennen. Da versteht man, dass die Künstlerin bei besonders kritischen Stationen oft nachts nicht schlafen kann.

Auf den Besuch des Gabentisches im 1822-Forum sollte man nicht verzichten.

Fahrgasse 9, jeweils von Dienstag bis Freitag von 14 bis 18 Uhr und samstags von 13 bis 16 Uhr geöffnet. Noch bis zum 9. April.