Exotische Vögel, verewigt Öl

Am 15. April 2020 in der Frankfurter Neuen Presse veröffentlicht

Vernissage: Barbara von Stechow präsentiert Hunt Slonem

Mit Hunt Slonem (68) zeigt die Frankfurter Galeristin Barbara von Stechow derzeit einen der prominentesten amerikanischen Maler. Der schillernde Star der New Yorker Kunstszene ist weltweit ein Begriff für seine Exzentrik und seine originellen, meist seriell dargestellten, exotischen Vögel. „Hunt Slonem“, sagt Barbara von Stechow, „ist der Elton John der Kunstszene.“ Und in der Tat, betrachtet man Porträtfotos des Künstlers, stellt sich eine gewisse Ähnlichkeit ein. Auch die engen Kontakte zu Promiwelt sind vorhanden, immerhin zählt er Stars wie Sharon Stone, Juliana Moore, Kate Hudson und J.Lo zu seinen Freunden und Sammlern.

: privat, Vernissagengefühl bei Barbara von Stechow, (v.l. Edda Rössler und Barbara von Stechow
: privat, Vernissagengefühl bei Barbara von Stechow, (v.l. Edda Rössler und Barbara von Stechow

Mit Sicherheit wäre der Künstler, den Barbara von Stechow seit 12 Jahren vertritt, zu der Vernissage nach Frankfurt angereist. Doch aufgrund der Corona-Krise konnte Slonem, der Frankfurt liebt und hier gerne in Antiquitätenshops und Auktionshäusern einkauft, nicht an der geplanten Vernissage teilnehmen. Doch es gelang der Galeristin, 28 Ölgemälde nach Frankfurt zu holen, die sie eigens für ihre Kunden im September letzten Jahres in dem New Yorker Studio des Künstlers aussuchte. Die prächtigen Gemälde mit den schillernden Farben und exotischen Tiermotiven prangen jetzt in der im Westend gelegenen Galerie.

Schon beim Betreten der Galerie fällt der flüchtige Geruch nach Ölfarbe auf, die der Künstler sehr pastös auf die Leinwände auftrug. Slonem geizt nicht mit Farbe, ganz im Gegenteil, er legt viele Farbschichten übereinander und geht anschließend mit einem Kamm über die Leinwand, um Strukturen zu schaffen. Ganz bewusst legt er die Farbschichten offen. „Ich gebe Farben auf die Leinwand, die ineinander bluten“, sagt er. Sein neo-expressionistische Malstil, der Figürlichkeit andeutet, um sie sogleich wieder abstrakt aufzulösen, bewegt sich zwischen Fantasie und Realismus. Er beobachtet die Vögel, die tatsächlich in Massen in Volieren in seinem Studio hausen, setzt sie in Posen auf die Leinwand und legt vor allem Wert auf die Gesamtkomposition. Die Vögel scheinen miteinander zu kommunizieren, alles ist im Schwung und dennoch in einem Moment gebannt. Dabei entstehen Dynamik und Rhythmus. Kein Vogel gleicht dem anderen, auch das macht neugierig. Die Strahlkraft der Motive und die Brillanz der Farbe versetzen ins Staunen. Gerne würde man auch einmal einen Blick in sein New Yorker Studio wagen, doch eine Quintessenz seines Schaffens erleben wir bei derzeit bei von Stechow. Die Prominenz und Brillanz des Malers haben ihren Preis. Viele Gemälde bewegen sich preislich um die 40 000 Euro, eines der günstigeren wie „Catelayas“ um die 9800 Euro.

 Amazons July 18, 2019, Öl auf Leinwand, 152,4 x 101,6 cm © Galerie Barbara von Stechow
Amazons July 18, 2019, Öl auf Leinwand, 152,4 x 101,6 cm © Galerie Barbara von Stechow

Erfreulicherweise muss der Kunstfreund auf diesen exquisiten Kunstgenuss nicht verzichten. „Ich lade zum Besuch der Ausstellung ein“, informiert von Stechow. Sie weist  gleichzeitig daraufhin, dass sie dabei strengstens auf die Einhaltung der Sicherheitsvorschriften achtet. Darüber hinaus ist eine Anmeldung obligatorisch. Dass sie dann dabei auch ein Gläschen Rheingauer Grauburgunder vom Weingut Crass reicht, ist ihr wichtig. Es soll an das beschwingte Vernissagengefühl erinnern, das so viele ihrer Kunden vermissen. „Ich finde, dass wir gerade in der schwierigen Zeit etwas Positives wie Bilder und Kunst brauchen.“