Fantastische junge Künstler

Sotheby‘s Frankfurt feiert Kunstpremiere – Die Ausstellung „Fotel“ zeigt Gemälde und Keramiken des Städelschülers Rudi Ninov

Text von Edda Rössler

veröffentlicht in der Frankfurter Neuen Presse am 26. September 2019

„In Frankfurt leben und arbeiten fantastische junge Künstler“, schwärmt Nina Buhne (62), die seit 25 Jahre die Geschicke von Sotheby‘s in Frankfurt verantwortet. „Es wurde Zeit, dass wir ihnen die Bühne für ihr Publikum geben.“ Im Rahmen der in Wien und München bereits etablierten Veranstaltungsreihe „Sotheby‘s Artist Quarterly“, die junge Künstler unentgeltlich unterstützt, präsentieren sie und ihr Team ab sofort den bulgarischen Künstler Rudi Ninov (27 Jahre). Noch bis zum 13. Dezember bespielen vier großformatige, abstrakte Acrylgemälde und drei Keramiken die Räume der gediegenen Frankfurter Westendvilla.

Der Künstler Rudi Ninov mit Sotheby-Chefin Nina Buhne Foto: Edda Rössler
Der Künstler Rudi Ninov mit Sotheby-Chefin Nina Buhne
Foto: Edda Rössler

Bei einem Besuch Anfang des Jahres in den Städel-Ateliers fiel die Wahl auf Rudi Ninov. „Unglaublich, allein schon die Farben und Werke in seinem Studio überwältigten“, schwärmt Buhne. Schnell wurde man sich einig und der Künstler entwarf eigens für die Ausstellung bei Sotheby`s Kunstwerke. „Fotel“, so sein Ausstellungstitel, bezieht sich auf einen fünfminütigen Animationsfilm des polnisches Regisseur Daniel Szezechura, in dem Figuren um einen Stuhl in einem Auditorium kämpfen.

© Rudi Ninov
© Rudi Ninov

Trotz seiner Jugend blickt Ninov auf eine beachtliche Vita zurück. So studierte er von 2009 bis 2012 in London am Tower Hamlets College Kunst und Design und erwarb 2015 den „Bachelor of Fine Arts“ an der Goldsmiths University. Nach weiteren Studienjahren in Sofia wechselte er 2018 an die Städelschule und ist Schüler von Amy Sillman und Nikolas Gambaroff. „Es war wie ein Traum, der wahr wurde“, berichtet er. Lange schon hatte er sich mit dem Schaffen der Professoren auseinandergesetzt und ist stolz, dass er jetzt von ihrem Wissen profitieren kann. Zudem empfindet er die Arbeitsbedingungen im Städel ideal. „In den Studios kann man rund um die Uhr arbeiten und für all die unterschiedlichen künstlerischen Arbeiten, von der Malerei bis hin zur Skulptur, finden wir Platz und die nötigen Arbeitsgeräte.“

© Rudi Ninov Untitled (left pilot turn)
© Rudi Ninov Untitled (left pilot turn)

Malerei mit Kalkül
Wie der Torwart Angst vor dem elf Meter verspürt, so hat der Künstler Respekt vor der weißen Leinwand. Viele behelfen sich, indem sie sie grundieren und mit dem entstandenen Farbspiel und den Strukturen spielen. Nicht so Ninov, der sich dem künstlerischen Kampf stellt. „Ich arbeite mit Kopf und Bauch.“ Für seine Gemälde verwendet er Acrylfarben, die er in zahlreichen Schichten aufträgt und immer wieder abwäscht. Dabei legt er wie der legendäre Maler Jackson Pollock die Leinwand auf den Boden und lässt sich beim Bildprozess treiben. Doch wo abstrakte Maler mit Zufällen arbeiten, folgt die Bilddramaturgie Ninovs einem klaren Drehbuch. Wie im Kino ist alles in Bewegung und Handlungsstränge kreuzen sich. Es scheint, als ob die Farben und Linien bloße Eckpfeiler sind, um die Story voran zu bringen.

Die Gemälde Ninovs sind voller Geschichten, Prozesse und Begegnungen und wie die Musik des Jazz voller Umbrüche und Kontrapunkte. Dass sie dennoch harmonisch wirken, dafür sorgen sein ästhetisches Gespür und nicht zuletzt seine täuschend realistisch gemalten Bildrahmen. Hier entpuppt er sich auch als ein Könner der Malerei des Trompe-l’œil, die Dreidimensionalität suggeriert.

Sehenswert sind zudem seine Keramikskulpturen, die in unterschiedlichen Größen wabernd und voller ornamentaler Überraschungen auf die Raumsituation reagieren.

© Rudi Ninov Gong Double
© Rudi Ninov Gong Double
© Rudi Ninov Odd Blue Out
© Rudi Ninov Odd Blue Out

Die sehenswerte Ausstellung kann man an Wochentagen, jeweils in der Zeit von 9 bis 17 Uhr, bei Sotheby‘s Frankfurt in der Mendelssohnstraße 66 besichtigen.