Fotografien der 95jährigen Ursula Edelmann im Kunstraum BernusStraße laden zur Zeitreise in die 50er Jahre ein

Galeristin Marina Grützmacher, Fotografin Ursula Edelmann und Kurator Rudi Feuser (v.l.) Text und Foto von Edda Rössler
Galeristin Marina Grützmacher, Fotografin Ursula Edelmann und Kurator Rudi Feuser (v.l.)
Text und Foto von Edda Rössler
Die große alte Dame der Analog-Fotografie kehrt ein zweites Mal zurück in den Kunstraum Bernus. „Ursula Edelmann, ein Leben für die Fotografie“ lautet der Titel der liebevoll arrangierten Retrospektive über ihr umfangreiches, jahrzehntelanges Schaffen, das sich mit den Themen Architektur, Maschinen und Skulptur auseinandersetzt.

Kuratiert wurde die Ausstellung von Stefanie Wetzel und dem Frankfurter Fotografen Rudi Feuser, der sich als Fan und Sammler der Schwarzweißfotografie Edelmanns outet. „Ich bin süchtig nach ihren Fotos“, erklärt Feuser. „Die klare Bildsprache, die ausgewogene Perspektive und das perfekte Licht“ sind für ihn hervorstechende Merkmale. Als ein weiteres Indiz für ihr Streben nach Perfektion wertet er, dass alle Abzüge von Edelmann selbst im Labor entwickelt wurden. Den Fotografen begeistern „die Grautöne in der Schwärze und die zarten Strukturen in den Lichtern“.

Thematisch ist die Ausstellung in vier Stationen unterteilt. Neben Architekturfotos von Frankfurt, viele davon stammen aus den 50er Jahren, laden Aufnahmen von Maschinen, Skulpturen sowie eine Hommage an ihren ehemaligen Lehrmeister, den Fotografen Max Baur, zum Betrachten ein. Dass die Ausstellung bei Marina Grützmacher im Kunstraum Bernus mit dem großzügigen Platzangebot von zwei Etagen stattfindet, ist ein weiterer Pluspunkt.

Insbesondere die alten Aufnahmen von Frankfurt aus den 50er Jahren begeistern die Besucher, berichtet Grützmacher. Die älteren Frankfurter freuen sich über wieder ausgegrabene Erinnerungen, junge Menschen staunen sowohl über das Ausmaß der Zerstörung der Stadt nach dem Zweiten Weltkrieg als auch über das nach heutigen Maßstäben Pittoreske der Stadtansichten, das ihnen wie eine Filmkulisse entgegentritt.
Die in Berlin geborene Fotografin lebt seit 1949 in Frankfurt und hielt, zunächst freiberuflich, später dann im Auftrag des städtischen Hochbauamtes, den Wiederaufbau der Stadt nach dem Krieg fest. Die fotografische Zeitreise zeigt markante Frankfurter Architektur wie den Eschenheimer Turm oder den Dom. Viele Bauwerke bestehen unverändert, doch ihre Umgebung wandelte sich kolossal. So zeigt etwa eine Aufnahme aus dem Jahr 1956 die innenstädtische Straßenkreuzung von Fahrgasse, Braubach- und Berliner Straße, damals noch mit einer Esso-Tankstelle. Heute ist es der Standort des Museums für Moderne Kunst. Trotz all der Veränderungen konnten sich auf der Berliner Straße Wohnbauten aus den 50er Jahren behaupten. Sie erinnern wie schon auf der Edelmann Fotografie an alte Bäume, die den Fährnissen der Witterung und der Stadtplanung Paroli bieten.
Aus der Fülle des fotografischen Schatzkästchens sticht eine Aufnahme des Römerbergs von 1958 hervor. Damals war die Stadtpolitik noch autofreundlich und so parkt eine ganze Reihe stattlicher Oldtimer, darunter viele VW Käfer, direkt vor dem Römer. Beispielhaft schildern die Fotografien nicht allein Architekturszenen, sondern verdeutlichen gesellschaftliche Veränderung.
Ursula Edelmann ist zufrieden mit der Retrospektive, sagt sie. Vielleicht, überlegt sie, gibt es im nächsten Jahr eine Fortsetzung der Ausstellung, zumal ausreichend Material vorhanden sei.

Die Ausstellung ist zu den üblichen Galeriezeiten noch bis zum 17. Juli 2021 geöffnet.

Weitere Informationen unter www.kunstraum-bernusstrasse.de

Text und Foto von Edda Rössler
Am 5. Juli 2021 veröffentlicht in Frankfurter Neue Presse