Fräulein Rottenmeier zum Vernaschen

Angeregt von Raffaela Zenonis Gemälde „Fräulein Rottenmeier“ kreierten die Chocolatiers ein Praliné gleichen namens, das das von der Künstlerin geschaffene Porträt zeigt. Sowohl Gemälde als auch Praliné erinnern an die kauzige Frankfurter Haushälterin, die im Kinderbuch Heidi von Johanna Spyri Angst und Schrecken verbreitete. “Amendts und ich verwandelten das Ärgernis in etwas Süßes“, freut sich Zenoni.

Freuen sich über den Erfolg. Künstlerin Raffaela Zenoni (links) und Konditorin Susanne Amendt. Foto: Edda Rössler
Freuen sich über den Erfolg. Künstlerin Raffaela Zenoni (links) und Konditorin Susanne Amendt.
Foto: Edda Rössler

Mittlerweile haben die kleinen Rottenmeiers mit dem zarten Schokoladenfondant und der in Gin getränkten Himbeerfüllung ihren festen Platz in der Pralinentheke erobert, inmitten der selbstgemachten Champagner- und Schokoladentrüffel. Die Nachfrage ist groß, der originelle Name, das Porträt auf der Oberseite und die Praliné-Kreation kommen gut an.

Die Künstlerin Raffaela Zenoni, Malerin und Gattin des Schweizer Generalkonsuls Dr. Urs Hammer, lebt mit ihrer Familie seit vier Jahren in Frankfurt ganz in der Nähe der traditionsreichen Konditorei, in der sie Stammgast ist. „Wir fanden uns auf Anhieb sympathisch und bewundern die Kunst von Raffaela Zenoni“, berichtet Konditorin Susanne Amendt. Zenoni konzentriert sich in ihrer Kunst auf großformatige Acrylporträts, die sie im lockeren Duktus auf die Leinwand aufträgt. „Das sind Ahnen und Zeitgeister“, sagt sie. Sie fliegen ihr wie in einer Trance zu und halten mit ihr beim Malen Zwiesprache. „Sie kommen, um gesehen zu werden.“ Genauso passierte das jüngst mit dem Fräulein Rottenmeier. „Als das Porträt fertig war, schaute ich das Bild noch einmal genau an und wusste sofort, das ist Fräulein Rottenmeier.“

Die Malerin legte das Porträt des Fräulein Rottenmeiers im markanten Seitenprofil an und zeigt eine hagere, verhärmte Person, der jegliche Schönheit fehlt. Eine lange, spitze Nase, hochgezogene Augenbrauen und ein übergroßes Gebiss charakterisieren das verhärmte Fräulein.
Doch das Porträt versöhnt zugleich, denn die Künstlerin begegnete der verärgerten Attitude der alten Jungfer mit einer warmen Farbpalette, in der Karamell- und Schokoladentöne dominieren. „Aus Bösem kann man etwas Gutes machen“, davon ist Zenoni überzeugt.

Hätte die findige Heidi, die im Roman unter der Fuchtel der alten Lady litt, das geahnt, dann hätte sie bei ihrer Rückkehr in die Schweiz viele kleine Rottenmeiers als Souvenir aus ihrer Frankfurter Zeit verschenkt. Das übernehmen jetzt andere Frankfurter Bürger. Die pfiffigen Amendts bieten die Pralinés auch in einem kleinen Pappkarton an, den man zusammen mit einer Frankfurt Postkarte in alle Welt versenden kann. Wer weiß, vielleicht wird aus den kleinen Rottenmeiers ein weiteres Frankfurter Markenzeichen wie Bethmännchen oder Grüne Soße? Wie immer steht fest: Erfunden haben es die Schweizer! Mit Raffaela Zenoni, Dr. Urs Hammer und den beiden Söhnen haben die Schweizer treffliche Botschafter für ihr Land gefunden, die in Frankfurt viel Charme und Herzenswärme verbreiteten. In Kürze brechen sie zu ihrer nächsten Station auf und man darf schon jetzt auf ein neues Praliné gespannt sein.

Weitere Informationen unter konditorei-amendt.de

Text von Edda Rössler, am 2. August 2021 veröffentlicht in Frankfurter Neue Presse