Galeristin Monica Ruppert hat ein Faible für freche, junge Kunst

Galeristin Monica Ruppert mit Künstler Damian Digardi Foto: Edda Rössler
Galeristin Monica Ruppert mit Künstler Damian Digardi Foto: Edda Rössler

Seit nahezu einem Jahr hat die Galerie Ruppert ihre Pforten in der Bleichstraße 48 in bester Citylage geöffnet und Galeristin Monica Ruppert (60), die zuvor bereits fünf Jahre in Mannheim eine Kunstgalerie leitete, blickt voller Zuversicht in die Zukunft. „Ich erlebe Frankfurt als eine spannende Kunstmetropole, allein schon wegen der Museen.“ Noch wohnt sie mit ihrer Familie Mannheim, doch ab Anfang November ist der Umzug auch privat in die Stadt beschlossene Sache. „Ich finde Frankfurt mit all seinen Ecken und Kanten faszinierend.“ Die Liebe zur Kunst wurde der ausgebildeten Tanz-Therapeutin, der man ihr Alter nicht ansieht, in die Wiege gelegt. Zusammen mit ihrer Mutter besuchte sie schon in jungen Jahren Ausstellungen bedeutender Künstler. Später war sie einige Zeit mit einem Künstler liiert, um dann schließlich in Mannheim in einer Galerie zunächst als freie Mitarbeiterin zu arbeiten. „Kunst war mein Schicksal“, sagt sie mit Überzeugung. Sie studierte zudem einige Semester Kunstgeschichte und absolvierte ein Kurzzeitstudium als Kuratorin sowie Fortbildungen im Kulturmanagement.

Zum Portfolio der Galerie Ruppert zählen zeitgenössische Künstler, wobei der Fokus auf figurativer Malerei liegt. Die Mannheimer Malerin Julia Schmalzl (1989) oder die aus Karlsruhe stammende Künstlerin Susanne Zühlke (1962) fühlen sich in dem Galerienetzwerk wohl. Dass die Galerie in diesem Jahr auf der Art Karlsruhe vertreten war, unterstreicht, wie professionell sie aufgestellt ist. Üblicherweise vergehen Jahre, bevor eine Galerie Zugang zu einer etablierten Kunstmesse erhält.

Galeristin Monica Ruppert vor einem Werk des Künstlers Simone Negri Foto: Edda Rössler
Galeristin Monica Ruppert vor einem Werk des Künstlers Simone Negri
Foto: Edda Rössler

Aktuell bespielen Plastiken dreier Bildhauer die weitläufigen Galerieräume. Doch auch hier bleibt Monica Ruppert ihrem Faible für Farbe treu. Sowohl die slowakische Künstlerin Luba Bakičová ebenso wie die Italiener Simone Negri und Attilio Tono rücken farbliche Akzente in den Mittelpunkt ihres Schaffens. Interessant ist bei deren Schaffensweise, dass sie sich mit den Materialien Glas, Keramik und Gips beschäftigen, alles Stoffe, die bislang eher im Designbereich Verwendung fanden. Der Mailänder Simone Negri (1970) präsentiert lyrisch geformte Keramik, bei der jeweils, zumeist blaue Farbpigmente wie ein kleiner Wasserfall heruntertropfen. Das dialogische Gegenüber, eine ausgeklügelte Keramikform kontrastiert mit willkürlich wirkenden Farbverläufen, sorgt für reizvolle Blickfänge. Allein schon wegen Attilio Tonos (Mailand 1976) Arbeiten ist der Galeriebesuch zu empfehlen. Ihn faszinieren Alterungsprozesse organischer Stoffe, die sich in einer permanenten Metamorphose befinden. Da bilden ungeschliffene Gipsteile die Basis für Weine und Olivenöle, die einfach darüber gegossen werden. Der Mensch kann in Würde altern, bei Tono altern die Gipsplastiken in Schönheit. Keck kommen die Objekte von Luba Bakičová (1985, Ilava, Slowakei) daher. Die für eine gefühlte Ewigkeit festgezimmerte Begegnung von Glas und Zement etwa ist ein wahres Spektakulum.
Doch „nur“ größere Ausstellungen, Ruppert plant an die fünf bis sechs im Jahr, genügen der unternehmungslustigen Kunstexpertin nicht. „Wir probieren immer etwas aus“, sagt sie. Aus diesem Grund lädt die Galerie zu den sogenannten „Intermezzi“ ein. Diese „etwas andere“ Reihe richtet sich vor allem an junge Leute und soll ihnen den Zugang in die Kunstwelt erleichtern. So präsentiert sich in einem kleineren Kabinettraum jeweils für einige Zeit ein origineller Künstler, der seine Kunst zu erschwinglichen Preisen anbietet. Bei diesem Format verzichtet man bei Openings auf die üblichen Vernissagen-Reden, die bei jungen Leuten nicht mehr gefragt sind, und setzt auf Musik, Getränke und Gespräche.

Galeristin Monica Ruppert mit Künstler Damian Digardi Foto: Edda Rössler
Galeristin Monica Ruppert mit Künstler Damian Digardi
Foto: Edda Rössler

Für das aktuelle „Intermezzo No 6“ hat sie den in Baden-Baden lebenden Künstler Damian Digardi (43I eingeladen. Digardi blickt u.a. auf eine erfolgreiche Karriere als Theatermaler und einer erfolgreichen TV-Karriere als „deutscher Bob Ross“ zurück. Seine neueste Liebe gehört jedoch der alten Musikkassette, deren Form er im 3D-Drucker variantenreich nachbaut und ausdruckt, um sie anschließend mit poppigen Acrylfarben zu gestalten. „Alle Materialien sind biologisch abbaubar“, sagt er. Wie fantasievoll er die Form des Datenträgers inszeniert, ist sehenswert. So steht sie etwa als mahnende Skulptur im blauen Ornat inmitten des Raumes oder hängt wie ein schlappes, rotes Gummiboot an der Wand. Auch als Eis am Stiel oder als appetitliche Hors d’oeuvre-Platte, gespickt mit nachgebauten Mentos-Süßigkeiten, machen die Objekte eine gute Figur. Das Erkennungszeichen seiner Werke ist die an einer Ecke abgerundete Form, so als habe der Betrachter schon mal hineingebissen.

Die Ausstellung „Plastik#1“ ist noch bis zum 28.10.2022 geöffnet, Intermezzo#6“, „Sweet Dreams“ Skulpturen von Damian Digardi noch bis zum 29.10.2022. Weitere Informationen unter www.galeriemonicaruppert.de

Text und Foto von Edda Rössler