Ghostbuster Klaus Zylla – Gespenster, die wir nicht mehr loswerden!

Eine große Werkschau des Berliner Künstlers Klaus Zylla (68) bespielt die Wände in Peter Femferts „Die Galerie“. Auf zwei Etagen in der Altbauvilla im Westend erhält der Besucher Einblick in das vielseitige Schaffen Zyllas, das neben großformatigen Gemälden, zumeist in Mischtechnik, auch Assemblagen und Drucke umfasst.

Galerist Peter Femfert (li.) zusammen mit dem Künstler Klaus Zylla vor dem Gemälde „Die Ratlosen“ Foto: Edda Rössler
Galerist Peter Femfert (li.) zusammen mit dem Künstler Klaus Zylla vor dem Gemälde „Die Ratlosen“
Foto: Edda Rössler

Reizvoll ist es, die neuesten Arbeiten, bei denen er gerne zu Acrylfarben greift, mit den Ölgemälden zu vergleichen, die vor der Pandemie entstanden sind. Galerist Peter Femfert, der den Künstler seit 2004 präsentiert, zeigt sich „von der Frische der kreativen, witzigen Bilder“ der aktuellen Werke begeistert. Einige von ihnen wurden gerade noch rechtzeitig vor dem Abtransport nach Frankfurt fertiggestellt.

Gemeinsam ist den bildmächtigen und pittoresken Werken, die stilistisch dem Neo-Expressionismus und dem Surrealismus nahe sind, ihr unerschöpflicher Kosmos, der nahezu grenzenlos scheint. Immer wieder purzeln kauzige Gespensterwesen durch die Bilder. „Der Film Ghostbusters hat mich inspiriert“, sagt der Künstler. Dabei kommt die Kunst auf den ersten Blick spielerisch daher. Quirlige Linien, Zeichnungen und kleinere Textpassagen, so als würde man beim Telefonieren unbewusst auf Papier kritzeln, gehören zum Instrumentarium, das dennoch der Farbe den Vorrang gibt. Die Zeichnung und mit ihr die Figuration sind Bestandteile einer ausgeklügelten Komposition, denn er erzählt präzise, ohne sich aufzudrängen. So will sich der Maler, Grafiker und Illustrator, der an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden Siebdruck unterrichtete, nicht als gesellschaftskritischer Künstler verstehen, eher als Beobachter „einer extremen Zeit“.

In dem Ölgemälde „Stadt im Kopf“ aus dem Jahr 2018 geht es bewegt zu. Als würde man in einem Heißluftballon über einer pulsierenden Stadt schweben, blickt der Betrachter auf comic-ähnliche Figuren, die tanzen, Kopfstand proben, in Bewegung sind und vor allem viel Spaß haben. Getreu dem Titel bevölkern umgestülpte Häuser die Köpfe des Personals. Da geht es um Sex, ein frontal ins Bild gerückter Penis kopuliert mit einer Wippfigur, die wiederum ihren tätowierten Arm lustvoll in die Höhe streckt. Es scheint, als seien die Szenen den Roaring Twenties oder dem Berlin in der Partystimmung der 90er Jahre entnommen.

Ein Hauch von Melancholie dagegen versprüht das Acrylgemälde „Die Ratlosen“ aus dem Jahr 2021. Zwar dominieren warme, satte Farben, vor allem Rottöne, die ab und zu von Blau oder Grün kontrastiert werden, auch ein freundliches Orange bereichert die Bildatmosphäre. Doch in der unteren Bildhälfte verweist ein großflächiges Ornament, ein schwarzes Band mit Kreuzen, auf Tod und Trauer. Diese Figuren wirken isoliert und hilflos. Man entdeckt Eierköpfe, dicke und dünne Gestalten, manche mit Kaftan, manche erinnern an kirchliche Würdenträger, Papageien oder verkopfte Experten. Sie bramarbasieren, reden, und schimpfen. Ein großer Eselskopf fletscht die Zähne voller Hass. Das Bild wirkt wie ein großes Notsignal, ein SOS-Ruf, gesendet von der Erde an einen intelligenteren Planeten. Unwillkürlich gerät der Betrachter ins Grübeln, auch wie man selbst mit der Pandemie umgeht. Eine Antwort könnte lauten, den Weg aus isolierten Positionen zu finden und Dialoge aufzunehmen. Ein Appell, den der vielseitige Künstler Klaus Zylla sicherlich begrüßen würde.

Die Ausstellung ist zu den üblichen Galeriezeiten noch bis zum 16. März 2022 sehen.

Weitere Informationen unter www.die-galerie.com

Veröffentlicht am 8. Februar 2022 in Frankfurter Neue Presse
Text und Foto von Edda Rössler