Große Werkschau Volker Stelzmann bei Peter Femfert (Die Galerie) – An die 50 Werke dokumentieren das Schaffen von Volker Stelzmann

Text und Foto von Edda Rössler, am 9. April 2021 veröffentlicht in Frankfurter Neue Presse

Galerist Peter Femfert und Maler Volker Stelzmann vor dem Polyptychon „Damen in Amsterdam“ (Foto: Edda Rössler)
Galerist Peter Femfert und Maler Volker Stelzmann vor dem Polyptychon „Damen in Amsterdam“ (Foto: Edda Rössler)

Seit den frühen 80er Jahren vertritt der Galerist Peter Femfert (Die Galerie) den 1940 in Dresden geborenen Maler Volker Stelzmann, der im November letzten Jahres seinen 80. Geburtstag feierte. Anlässlich des runden Jubiläums lädt Die Galerie jetzt auf zwei Etagen in der Westend-Villa und auch virtuell zu einer großen Werkschau ein. An die 50, zumeist großformatige Gemälde und Zeichnungen zeigen die Bandbreite des großartigen Künstlers, der an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig studierte und später an Kunstakademien, in Berlin und im Frankfurter Städel, Kunststudenten unterrichtete. Seine Werke verblüffen mit einem sowohl radikal sachlichen und doch altmeisterlichen Stil. Es scheint, als hätten sich Raffael und Otto Dix zu einer gemeinsamen Malstunde verabredet, und dennoch blitzt stets der typische Volker Stelzmann durch.

Volker Stelzmann (Foto: Edda Rössler)
Volker Stelzmann (Foto: Edda Rössler)

Bereits im Frühwerk wird sein Können deutlich. Eine zurückhaltende Farbpalette, die von Hell-Dunkel-Kontrasten zehrt, höchst verschlungene, durchaus gegenwärtige Personen wabern durch die Bilder und ignorieren den Betrachter. Sie sind in einem Bildkosmos verstrickt, der wohl Wichtigeres zu regeln hat als tagesaktuelle Sorgen und Nöte zu diskutieren. Mag sich die Palette mit der Zeit zugunsten einer stärkeren Konzentration auf sein Personal reduziert haben, so beeindrucken souveräne Technik und ein unbestechlicher Blick auf seine Figuren, die eine rätselhafte Dynamik umtreibt. Mit Ausnahme weniger Porträts erfindet er sein Personal. „Das meiste ist doch, was man weiß, sieht, sich merkt und was man empfindet“, kommentiert Stelzmann.

Für die Auseinandersetzung mit den Werken sollte man sich Zeit lassen. Es gilt nicht allein, sich auf mit der Bilddramaturgie zu beschäftigen, es lohnt sich zudem, all die zauberhaften Details zu entdecken, die uns der Künstler mitliefert.

Wie eine Filmszene etwa wirkt das 1972 noch in der damaligen DDR entstandene Doppel-Porträt von Helmut und Monika Müller. Die beiden Müllers sitzen eingepfercht in einem scheinbar zu engem Raum und starren mit verkniffenen Mündern in eine Ecke. Obwohl sie in fröhlichem Orange gekleidet sind, wirken sie blass, fahl und erschöpft. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass sie sich genauso gefangen fühlen wie der Vogel in dem Käfig neben ihnen.

17 Jahre später entstand der Vierteiler „Damen in Amsterdam“. Vier Prostituierte laden zur Fleischbeschauung ein, wobei jede mit individuellen Reizen und Posen lockt. So wird ein Akt auf einem Stuhl sitzend dargestellt, eine große Hagere von vorne, gefolgt von einer drallen, sitzenden Rubens-Dame. Ganz lässig wendet sich die Vierte im Bunde vom Betrachter ab und präsentiert ihr Hinterteil. Dass es sich hier um nicht um eine Zeitreise handelt, verraten spärliche, modische Dessous. Keck und verführerisch wirkt das Schuhwerk, diese Stiefelchen, Sandalen und Stilettos sind eine wahre modische Referenz. Diese Damen wird es freuen, dass sie der Künstler nicht zu würdelosen Sex-Objekten verdammte. Doch Botschaften und „Pädagogik“ will Stelzmann nicht in seine Werke einbauen, sagt er. Seine Triebfeder sei es, „saugute Bilder zu machen.“ Und genau das macht er.

„Stadt-Werkstatt – Volker Stelzmann – 1964 bis heute“
Die Ausstellung ist noch bis Juni zu sehen.
Die Galerie bietet lädt auch zu einem digitalen Rundgang durch die Ausstellung ein unter die-galerie.com

Die Galerie, Grüneburgweg 123, 60323 Frankfurt am Main
Noch bis Juni 2021