In Zeiten des Teil-Lockdowns – Frankfurts Galerien bieten Kunstgenuss pur

Text und Foto von Edda Rössler. In der Frankfurter Neuen Presse am 7. November 2020 veröffentlicht

Fest steht, Museen, Kunstvereine, Theater und Musikhäuser bleiben vorerst für einige Wochen geschlossen. Doch das bedeutet nicht, dass der Frankfurter komplett auf Kunstgenuss verzichten muss. Kunstgalerien dürfen als Einzelhändler nach wie vor Publikum empfangen. Wie die Galeristen mit der neuen Situation umgehen und ob sich hierdurch bereits eine geänderte Nachfrage entwickelte, zeigt eine kleine Umfrage

Künstlergespräch bei Schierke und Seinecke v.l. Galerist Daniel Schierke mit Künstlerin Anna Nero Foto: Edda Rössler
Künstlergespräch bei Schierke und Seinecke
v.l. Galerist Daniel Schierke mit Künstlerin Anna Nero
Foto: Edda Rössler

Die Beachtung der Corona-Vorschriften steht bei allen Galeristen an oberster Stelle. „Das dringende Gebot der Stunde ist Kontaktreduzierung“, sagt Kirsten Leuenroth (Galerie Leuenroth). Sie und ihre Kollegen bieten Einzeltermine an und achten auf Desinfektion und das Tragen von Masken. Christel Wagner (Christel Wagner Galerie) hat die Anzahl der Besucher auf maximal zwei Personen begrenzt. „Es gibt kaum einen sicheren öffentlichen Ort als eine Galerie“, davon ist Galerist Ralf Seinecke (Schierke und Seinecke) überzeugt.

Wir profitieren nicht von dem Teil-Lockdown“, informiert Anja Döbritz-Berti (Galerie Hanna Bekker vom Rath). Trotz der strengen Sicherheitsmaßnahmen bemerken die Galeristen derzeit keine gestiegene Nachfrage. „Momentan werden wir noch mit Museen in einen Topf geworfen“, so Leuenroth. Ihre Kollegin Anita Beckers (Galerie Anita Beckers) ist zwar durchaus mit der Wertschätzung der Galerien zufrieden, was sich ihrer Meinung anlässlich der Frankfurt Art Experience und zum Saisonstart zeigte. „Ob sich dies auch monetär auswirkt, liegt am Engagement der einzelnen Galerie und ist kein Selbstläufer.“ Ernst Hübner (Galerie Hübner & Hübner) entdeckte, dass sich „Kunstinteressierte zwar öfters zeigen, aber auch vorsichtiger beim Kaufen werden“. Alexander Berghout (Galerie Berghout) hofft auf eine rasche Beruhigung des Kunstmarktes, sobald sich die Pandemielage entspannt. „Eine Unterstützung der Galerien wie Steuererleichterungen wäre wünschenswert und hilfreich“, so sein Postulat.

Eine Änderung haben die Galeristen jedoch bei dem Besucherverhalten festgestellt. „Das Bussi-Bussi der Vernissage ist nicht mehr so wichtig“, beobachtet Andreas Greulich (Galerie Greulich). Die „Eventisierung“ habe zugunsten entspannter Gespräche nachgelassen. Generell spricht man von einer „Entschleunigung“ und verlängert teilweise die Ausstellungsdauer. „Die aktuelle Ausstellung mit dem Fotokünstler Josef Fischnaller haben wir bis Dezember verlängert“, informiert Barbara von Stechow (Galerie Barbara von Stechow). Wie ihre Kollegen hofft sie auf rege Nachfrage. „Wir werden jeden Tag für die Kunden in der Galerie sein.“

Gerade eröffnet hat Peter Femfert (Die Galerie) eine Ausstellung mit farbenfrohen Werken der Koreanerin Kim du Rye. Galeristen wie Femfert setzen zudem verstärkt auf ergänzende digitale Angebote. Sie laden zu Online-Vernissagen, Podcasts und zu virtuellen Rundgängen ein. Die Vernissagen vor Ort erstrecken sich aufgrund der reduzierten Personenzahl auf einen längeren Zeitraum wie etwa bei Martina Grützmacher (Kunstraum Bernus). Kurt Mühlfeld (Mühlfeld und Stohrer) räumt in Anbetracht der aktuellen Lage seinen Sammlern „eine Lieferung nachhause ein, damit sie sich die Arbeiten in Ruhe anschauen und entscheiden können.“

Ganz neue Wege beschreitet Andreas Greulich, der seine Galerie für „nicht kommerzielle Formate“ öffnet und Zuschauern eine Performance bietet, die man von der Straße aus betrachten kann. Am kommenden Samstag wird im Galerie-Schaufenster ein Auftritt einer mexikanischen Sopranistin und eines mexikanischen Maler stattfinden. Auch der BBK Frankfurt (Bund Bildender Künstler) ist am Schaufenster seiner Ausstellungshalle aktiv. „Fünf Künstler haben dort vorübergehend ihre Ateliers eingerichtet“, informiert BBK-Vorstand Viktor Naimark.

Vor Besuch der Kunstgalerie wird um vorherige Anmeldung gebeten.

Weitere Informationen auf den websites der Galerien.

Galerie Barbara von Stechow, www.galerie-von-stechow.com

Galerie Anita Beckers, www.galerie-beckers.com

BBK Frankfurt, www.bbk-frankfurt.de

Die Galerie, www.die-galerie.com

Galerie Berghout, www.berghout.gallery

Galerie Andreas Greulich, www.galerie-greulich.de

Galerie Hanna Bekker vom Rath, www.galeriehannabekkervomrath.de

Galerie Hübner & Hübner, www.galerie-huebner.de

Kunstraum Bernus, www.kunstraum-bernusstrasse.de

Galerie Leuenroth, www.galerieleuenroth.de

Galerie Mühlfeld und Storer, www.galerie-muehlfeld-stohrer.de

Galerie Schierke Seinecke, www.schierkeseinecke.com

Christel Wagner Galerie, www.christel-wagner-galerie.de