Jedes Bild eine Romanze – Stadtlandschaften von Lukas Frese bei Mühlfeld und Stohrer

Text von Edda Rössler
veröffentlicht in der Frankfurter Neuen Presse am 16. Oktober 2019

 

Heute treffen wir den Galeristen Kurt Mühlfed (57 Jahre), der zusammen mit seinem Geschäftspartner Marcus Stohrer (52 Jahre) seit 18 Jahren die Geschicke der Galerie „Mühlfeld und Stohrer“ verantwortet. Die Galerie befindet sich in bester Citylage in der Fahrgasse 27. Direkt vor der Ladentür lädt der historische Löwenbrunnen aus dem Jahre 1781 zum Verweilen ein und bildet zu den großformatigen Ölgemälden im Ladeninneren einen schönen Kontrast.

Galerist mit Bauchgefühl für Kunst: Kurt Mühlfeld vor Werken von Lukas Frese Fotograf: Edda Rössler
Galerist mit Bauchgefühl für Kunst: Kurt Mühlfeld vor Werken von Lukas Frese
Fotograf: Edda Rössler

Offensichtlich ist der Löwenbrunnen auch ein Glücksbringer, denn die Geschäfte laufen gut bei Mühlfeld und Stohrer. Die aktuelle Ausstellung „Habitat no 2“ mit Werken des Münchner Malers Lukas Frese (Jahrgang 1979) „ist mit Abstand die erfolgreichste seit Jahren“. Mühlfeld, der selbst Kunst in Berlin studierte und nach einer anschließenden Fotografenausbildung ins Galeriegeschäft einstieg, kann sich auf sein Bauchgefühl bei der Wahl der Künstler verlassen. Den Run auf die Städelkünstler, „ein regelrechtes Wettrennen“, muss er nicht unbedingt eingehen. „Ich habe ein Gespür dafür entwickelt, was Qualität ist und was bei unseren Kunden ankommt“.

Jedes Werk zeigt einen Ort in Frankfurt am Main © Galerie Mühlfeld und Stohrer
Jedes Werk zeigt einen Ort in Frankfurt am Main
© Galerie Mühlfeld und Stohrer

Entdeckt hat der groß gewachsene Galerist Lukas Frese im letzten Jahr auf der Frankfurter Discovery Art Fair. „Mich faszinieren seine romantischen Stadtszenen“. In „Habitat“ bespielen großformatige Ölbilder auf Leinwand die Galerieräume. Frese präsentiert mit einer zurückhaltenden, dunklen Farbpalette Straßenszenen, die in verblüffend gekonnter Manier beides zugleich ausdrücken: Auflösung und realistische Darstellung. Drama entsteht, indem er Lichteinfälle an markante Bildstellen setzt, die den Charakter des Gemäldes festlegen. Mag sein, dass genau diese Mischung ein Faszinosum für den Sammler ausmacht. Der Ausgangspunkt seiner Gemälde ist jeweils ein realer Ort, den man möglicherweise auch kennt, und der Rest Emotion pur. Da wäre es kühn, an die Kunst der Impressionisten zu erinnern, die durch das Nebeneinanderlegen von Farbtönen mit Licht spielten. Hier ist Licht ein dramaturgisches Element, das nicht zufällig daherkommt.

Jedes Werk zeigt einen Ort in Frankfurt am Main © Galerie Mühlfeld und Stohrer
Jedes Werk zeigt einen Ort in Frankfurt am Main
© Galerie Mühlfeld und Stohrer

Frese wird nachgesagt, ein romantischer Künstler zu sein. Vieles spricht dafür. Seine Szenerien kommen auf den ersten Blick locker, spontan und impulsiv daher, doch das Dargestellte wird dramatisch überhöht. Alles zielt darauf ab, Stimmung zu evozieren. Von sich selbst sagt der Künstler, der auch als Designer, Illustrator, Konzeptkünstler und Musiker tätig ist, er sei kein Theoretiker, eher Handwerker. Jedes seiner Motive hat einen starken persönlichen und emotionalen, oft auch autobiografischen Bezug. Das spürt der Betrachter und so verwandeln sich Stadtlandschaften in geballte Gefühlswelten. Diese Werke kann man nicht bloß goutieren, man muss sie aufsaugen. Denn jedes Bild ist eine eigene Romanze. Gerne zitiert Frese eine Gedichtzeile des romantischen Sängers und Schriftstellers Leonard Cohen. „Da ist ein Riss, ein Riss in allem. Das ist der Spalt, durch den das Licht einfällt.“ Treffender kann man die Bildwelten nicht beschreiben.

 

Ausstellung noch bis zum 16. November 2019. Weitere Informationen unter www.galerie-muehlfeld-stohrer.de

 

(edr)