Kunst und Taekwondo – Die Galeristin Dora Ostrovsky hat viele Talente

Text und Fotos von Edda Rössler, am 14.10.2020 in der Frankfurter Neuen Presse veröffentlicht

Stylish und elegant, so wirken die Räume des „Dora Ostrovsky ART HUB“ an der Kreuzung der Emil-Claar- und der Leerbachstraße schon von außen. Viel Glas erlaubt den Blick ins Innere, zu dem neben Ausstellungsräumen ein großflächiges Kunstatelier zählt. Auch die Innenräume der Galerie offenbaren, dass man Wert auf Design, Farben und formschöne Möbel legt. Ein kleiner Empfangsraum öffnet den Blick zu einer Treppe, die in lichtdurchflutete Galerieräume einlädt. Der „Dora Ostrovsky Art Hub“ hat sich der Konzeptkunst verschrieben.

Aktuell bespielt die von dem ukrainischen Fotografen Boris Mikhailov (82) kuratierte Ausstellung „Vertigo Time“ die Galeriewände. Neben eigenen, sozialkritischen Fotografien, präsentiert er Kunst von Alina Kleytman (1991), Sasha Kurmaz (1986), Vlada Ralko (1969) und Mykola Ridnyi (1985).

Die Künstler arbeiten mit unterschiedlichen Medien, gemeinsam ist ihnen die schonungslose Auseinandersetzung mit der schwierigen politischen und gesellschaftlichen Entwicklung in der Ukraine. Zudem gehen sie der Frage nach, wie sich Populismus generell darstellt und mit welchen Mitteln man ihn demaskieren und bekämpfen kann.

Da präsentiert Mykola Ridnyi eindringliche Fotos, die Fäuste rechter Populisten zeigen. Galt früher die geballte Faust als Kampfansage der Linke, wird diese Geste heute von rechten Anführern inszeniert. Die feministische Video-Künstlerin Alina Kleytman persifliert in dem Video „Border“ eine Super Heldin, die einfach alles, Familie, Beruf und noch dazu Sexyness mühelos vereinbart. Raffiniert präsentiert Vlada Ralko ein ungewöhnliches Kochbuch, in dem wir nicht mehr eine edel angerichtete Speise erkennen, sondern all den Unrat und die blutigen Schritte, die vorausgingen. Auch wenn wir es uns gemütlich machen wollen, sagt Ralko, das wirkliche Leben ist brutal. Sasha Kurmaz rundet die mahnende sozialkritische Show mit der Präsentation von metallenen Schlagringen ab. Sie sind als Metapher für die steigende Gewaltbereitschaft in der Ukraine gedacht, die durch die wirtschaftliche Krise bedingt ist.

Dass es zu dieser bemerkenswerten Ausstellung in Frankfurt kommt, ist eng mit der Persönlichkeit der Galeristin und Künstlerin Dora Ostrovsky (33) verbunden. Im ukrainischen Ivano-Frankivsk geboren, blickt sie bereits auf mehrere Erfolgsstationen zurück. Da gab es zunächst die Karriere als Sportlerin, 2004 wurde sie gleich zweimal Europa-Champion in Taekwondo und zur besten europäischen Sportlerin gekürt. Dem Sportstudium folgte das Kunststudium, das sie 2007 in Kiew begann und ab 2008 in Paris vervollständigte. Rasch avancierte sie, die sich neben der Konzeptkunst auch als Filmemacherin und Mode-Designerin betätigt, zur angesagten Künstlerin.

Seit zwei Jahren lebt sie in Frankfurt und kümmert sich um den Art-Hub. „Schon immer“, sagt Ostrovsky, „war es mein Wunsch, ein Netzwerk für Kunst und Künstler aufzubauen.“ Mittlerweile fühlt sich die Mutter zweier kleiner Mädchen wohl in ihrer neuen Heimat, obwohl sie zunächst London favorisierte. „Ich verliebte mich in einen Landsmann, der in Frankfurt lebt.“ An Frankfurt schätzt sie vor allem die internationale und offene Atmosphäre der Stadt. Bei all den vielen Plänen ist ihr auch weiterhin die eigene künstlerische Arbeit wichtig. Derzeit arbeitet sie an einer großen Installation, die all die Namen der aus Frankfurt in der Nazizeit deportierten jüdischen Mitbürger festhalten wird.

Die Ausstellung „Vertigo Time“ ist noch bis zum 5. November 2020 geöffnet. Weitere Informationen unter doraostrovsky.com