La Vita e bella – Werkschau des Künstlers Moritz Götze bei Jörk Rothamel – Noch bis zum 7. März geöffnet

Am 16. Januar 2020 in der Frankfurter Neuen Presse veröffentlicht

Die Kunsthistorikerin Beatrix Schmidt vor dem Scapa Flow-Flipperautomaten von Moritz Götze Foto:Edda Rössler
Die Kunsthistorikerin Beatrix Schmidt vor dem Scapa Flow-Flipperautomaten von Moritz Götze
Foto:Edda Rössler

Text und Fotos von Edda Rössler

 

„La Vita e bella“, so lautet der Ausstellungstitel in der Galerie Jörk Rothamel

in Anlehnung an Roberto Benignis oscarprämierten Film. Der Galerist (57), der auch in seiner thüringischen Heimatstadt Erfurt mit einer Galerie vertreten ist, widmet die Ausstellung dem Künstlerfreund Moritz Götze (55). „Ich habe Moritz 1996 kennengelernt und seine fulminante Entwicklung über viele Jahre begleitet“, berichtet er. Oft fuhren wir früher zusammen in einem Saab durch die Gegend, sprachen über Kunst und hörten Musik von van Morrison.“ Für Rothamel steht fest, dass Moritz Götze „einer der angenehmsten Menschen ist, die ich kenne.“ Die Chemie stimmt und das künstlerische Portfolio passt. Die Galerie Rothamel hat ihren Schwerpunkt auf figurative und Konzeptkunst ostdeutscher Künstler gesetzt, wobei die Medien durchaus verschieden sein dürfen. „Wir  präsentieren Grafik, Malerei, Skulpturen und auch Fotografie.“

Gute Freunde – der Künstler Moritz Götze (links) und sein Galerist Jörk Rothamel Foto: Dr. Jörk Rothamel
Gute Freunde – der Künstler Moritz Götze (links) und sein Galerist Jörk Rothamel
Foto: Dr. Jörk Rothamel

Auf den ersten Blick fällt es nicht leicht, das Œuvre des 1964 in Halle an der Saale geborenen Moritz Götze als repräsentativ für „ostdeutsche“ Kunst zu werten. In den bunten, humorvollen und prall gefüllten Bildwelten Götzes feiert die Pop-Art Urstände. So scheint er dem Amerikaner Richard Lindner näher als dem Leipziger Neo Rauch. Doch schon wirft Rothamel eine Vetokarte ins Spiel, indem er auf den in der DDR beliebten Karikaturisten Hannes Hegen verweist. Sowohl Rauch als auch Götze seien mit dessen Bildwelten aufgewachsen und geprägt. Die „Digedags“, Hegens skurrile Helden, waren beliebte „Bückware“, soll heißen, nahezu ständig vergriffen und heiß begehrt.

 

Götzes vielseitiges Werk, das von Druckgraphiken, in denen surreales Personal auf ebensolche Dinge stößt, über Emaillemalerei bis hin zu Flipper-Automaten reicht, appelliert an den Betrachter und gerne „steigt“ man ein. Insbesondere die „interaktiven“ Flipperautomaten, die man in der Galerie Rothamel tatsächlich in Gang setzen kann, laden ausdrücklich zur Partizipation aus. Kein drohender Zeigefinger stört den Kunstspaß, der dennoch nicht im Oberflächlichem bleibt. Was auch aus der Vita von Moritz Götze erklärbar ist. Götze stammt aus einer einer prominenten ostdeutschen Künstlerfamilie. Vater Wasja war einer der schillerndsten Künstler der DDR-Opposition. Moritz Götze folgte den väterlichen Fußstapfen. Nach einer Ausbildung zum Möbeltischler tourte er als Gitarrist und Sänger und organisierte oppositionelle Punkkonzerte. Zehn Jahre lang betrieb er von 1985 bis 1995 eine Grafikwerkstatt. Der Autodidakt fiel auf und fand auch in der westlichen Kunstwelt rasch Anerkennung. Seit seiner Jugend interessiert er sich für Mythen und vor allem für Geschichte.

Die Kunsthistorikerin Beatrix Schmidt vor Emaillmalerei von Moritz Götze Foto: Edda Rössler
Die Kunsthistorikerin Beatrix Schmidt vor Emaillmalerei von Moritz Götze
Foto: Edda Rössler

Ausführlich beschäftigte er sich etwa mit der Selbstversenkung der Kaiserlichen Hochseeflotte im englischen Flottenstützpunkt Scapa Flow in 1919. Diese versunkenen Kriegsschiffen bespielen jetzt als Emaillemalerei die Wände der Galerie Rothamel. Auch das ist typisch Götze: Die Emailles sind wie Briefmarken an den Rändern gestanzt und entstammen Vorlagen von Kolonialmarken aus dem Deutschen Reich.

 

Wie in Roberto Benignis Tragik-Komödie „La vita è bella“ glitztert es an der Oberfläche, die Botschaft dahinter ist tiefsinnig. Auch aus diesem Grund ist der Besuch der Ausstellung empfehlenswert.

Scapa Flow – Flipperautomat von Moritz Götze Foto: Galerie Rothamel
Scapa Flow – Flipperautomat von Moritz Götze
Foto: Galerie Rothamel

Weitere Informationen unter www.rothamel.de