„Mutter Erde und ihre Besucher“ – Große Einzelausstellung mit Werken von Raffaela Zenoni im Kunstverein der Familie Montez

Foto und Text von Edda Rössler, in der Frankfurter Neuen Presse am 5.8.2020 veröffentlicht

Die Schweizer Künstlerin Raffaela Zenoni präsentiert in der im Ostend gelegenen Kunsthalle Familie Montez im Rahmen einer großen Einzelausstellung 32 Kunstwerke aus ihrem Atelier. Die Vernissage wurde in Anwesenheit des Schweizer Generalkonsuls Urs Hammer und Gatten der Künstlerin am Freitag gefeiert.

Raffaela Zenoni und Miroslaw Macke
Raffaela Zenoni und Miroslaw Macke Fotograf: Edda Rössler

Die quirlige Powerfrau Zenoni, die in Frankfurt am Main und in Berlin lebt und arbeitet, ist gleich mit drei Serien und Skulpturen vertreten. Der Kunstfreund darf sich auf großformatige Acrylgemälde der Zyklen „Die andere Ahnengalerie“, „Mutter Erde“ und die „Vier Jahreszeiten“ freuen. Zudem unterstreichen sieben bemalte, hochgewachsene Gipsfiguren das geheimnisvolle Flair, das von den Kunstwerken ausgeht.

Kilian ist stark, aber auch etwas böse“, davon ist die Schweizer Künstlerin überzeugt. Es ist eines ihrer insgesamt 13 großformatigen Ahnen-Porträts, die einen Schwerpunkt der Ausstellung darstellen. Alle sind Individuen, besitzen einen eigenen Charakter und es scheint, als ob jeder seinen ureigenen Schabernack treibt. „Die Besucher spüren das und suchen sich den Ahnen, der zu ihnen passt“, sagt Zenoni mit einem Lächeln. Die eigenwilligen Gemälde, die zwischen Figürlichkeit und Abstraktion changieren, strahlen eine hohe Intensität aus. Auf den ersten Blick wirken sie frei und schwebend auf die Leinwand gekrickelt und sagen nur kurz Hallo. Doch beim näheren Betrachten erkennt man die Raffinesse, mit der die in der Schweiz ausgebildete Malerin Farbflächen aufbaut. Dabei entgeht sie der Versuchung, bloße Showeffekte zu inszenieren und entscheidet sich oft für monochrom angelegte Lösungen, in der sie jedoch eine Kontrastfarbe ins Spiel bringt. Indem sie die „Gesichter“ als Close-Ups breitflächig auf der Leinwand präsentiert, entsteht ein Personal, das sich in die Seele brennt. Die aus der scheinbaren Flüchtigkeit und Schnelligkeit des malerischen Pinselduktus herausgeschälten Ahnen sind hochexplosive Wesen, deren Faszination man sich schwerlich entziehen kann.

Ich reise beim Malen mit meinem Geist ziemlich viel in der Welt herum“, berichtet Zenoni. Sie ist von Déjà-vu Erlebnissen überzeugt und kann sich vorstellen, dass wir alle einmal auf der Welt waren und jetzt plötzlich Menschen begegnen, die wir früher kannten. Es scheint, als bereite ihr das Spiel des Treffens und Wiedererkennens großes Vergnügen.

Die pulsierende Energie, die von den Werken ausgeht, wird perfekt von dem Ausstellungsort der Kunsthalle Montez eingefangen. „Montez ist der kreative Hotspot Frankfurts“, unterstreicht Kunstberaterin Petra Becker, die die Ausstellung kuratierte. Auch dem prominenten Hausherrn und Künstler Miroslaw Macke, der über die Geschicke der Ausstellungshalle bestimmt, sagen Zenonis Bildwelten zu. „Diese Ausstellung ist Malerei pur und liegt mir sehr nahe.“

Die Ausstellung „Mutter Erde und ihre Besucher“ ist noch bis Ende August 2020 in der Kunsthalle der Familie Montez zu sehen. Begleitend zur Ausstellung ist ein kleines Rahmenprogramm vorgesehen. Am Sonntag, den 9. August 2020 findet ab 15 Uhr ein Jazz-Konzert mit den deutsch-schweizerischen Musikern Daniel Guggenheim, Peter Reiter, Joscha Oetz und Silvio Morger statt.

Weitere Informationen unter kvfm.de/mutter-erde-und-ihre-besucher

Die andere Ahnengalerie Kilian 2013 Acryl auf Leinwand 120x160
Kilian 2013 Acryl auf Leinwand 120×160 © Raffaela Zenoni
Knappe Friedbert_2019_ 140 x 200_Acryl auf Leinwand © Raffaela Zenoni
Friedbert 2019 140 x 200 Acryl auf Leinwand © Raffaela Zenoni
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Bilder der Ausstellung  © Raffaela Zenoni
Pépin_2019_Acryl auf Leinwand_130x195
Pépin 2019 Acryl auf Leinwand 130×195 © Raffaela Zenoni