Pablo Picasso – Ausgewählte Graphik und Arbeiten auf Papier DIE GALERIE, Frankfurt am Main 25. März 2020 bis 23. Mai 2020

Am 24. März 2020 hatte ich die Gelegenheit, mit dem Frankfurter Galeristen Peter Femfert ( DIE GALERIE ) über seine aktuelle Pablo Picasso-Ausstellung zu sprechen.

Peter_Femfert
Peter Femfert Foto: Edda Rössler

Das Interview

Edda Rössler (ER)

Welche Werke haben Sie denn hier in der Ausstellung zusammengetragen?

Peter Femfert (PF)

Da muss ich eigentlich früher anfangen. 1973 rief mich meine Mutter an und sagte „Peter, Picasso ist gestorben“. „Wollen wir etwas kaufen, die Preise steigen doch sicherlich anschließend.“ Ich war damals noch kein Galerist und ich habe nicht gekauft, weil ich nicht wusste, wie der Kunstmarkt funktioniert und ich wollte nicht in etwas investieren, von dem ich keine Ahnung hatte. Das hat sich natürlich mittlerweile geändert. Ich betreibe DIE GALERIE seit 1979, also im 42. Jahr und ich glaube, zwischendurch habe ich, obwohl ich kein Kunsthistoriker bin, doch ein gutes Auge bekommen und auch Kenntnis und habe ein wunderbares Team von Mitarbeitern hier. Kunsthistorikerinnen, die mich in meinen Entscheidungen unterstützen und die mir helfen. Damals habe ich mir schon immer gewünscht, eines Tages mal eine große Picasso-Ausstellung zu machen und jetzt ist es mir tatsächlich gelungen. Wir haben etwa 60 Werke hier, Zeichnungen von ihm, Lithografien, Radierungen, Aquatinta, fantastische Linolschnitte in Farbe und es ist wirklich ein riesiges Spektrum von 1905, die frühesten Zeichnungen, bis hin zu 1970. Drei Jahre vor seinem Tod, da war er schon Ende 80 Jahre alt und hat trotzdem noch mit einer fantastischen Dynamik sozusagen die Radierplatte überarbeitet. Schon sehr erstaunlich.

ER:

Wie ist es gelungen, diese Ausstellung zusammenzustellen?

PF:

Das ist natürlich eine Vielzahl von Komponenten, die dazu gehören. Erstens – ich sammle seit einigen Jahren selbst und wir haben einen guten Stock von wunderbaren Blättern. Dann haben wir natürlich in den über 40 Jahren ein gutes Netzwerk aufgebaut, weltweit, über Deutschland hinaus bis nach Amerika und Süd-Amerika und Asien und ich habe bei Kollegen und Sammlern mir einzelne Werke, die ich gerne in die Ausstellung haben wollte, ausleihen können. Übrigens die Werke sind alle komplett zu kaufen. Alle Werke sind zu verkaufen, obwohl Werke dabei sind, die sehr selten sind. Der Direktor des Picasso Museums in Münster, Herr Dr. Müller, rief an und sagte. „Es ist ja unglaublich, was Sie haben, so etwas sieht man doch sonst nie!“ Und ich habe gesagt, Sie können sie alle kaufen!

ER:

Gibt es denn ein Lieblingswerk?

PF:

Ja, es gibt einen Farb-Linolschnitt, ein Stillleben, sehr schönes, es gibt einen anderen Linolschnitt, ein Porträt einer jungen Frau, es gibt „Sugar-Lift-Grafiken“, das ist eine besondere Technik, wo die Farbe, respektive die Druckfarbe sich verläuft, sozusagen auf der Platte, auf dem Papier, das sind großartige Werke. Es gibt einige sehr erotische, sehr schöne Geschichten, die surreal sind und die auch sehr aus den 30ziger Jahren sind und die auch sehr stark an Andre Masson erinnern, der ähnliche Werke gemacht hat. Hier oben im 1. Stock haben wir so etwas hängen, zum Beispiel. Das sind einige Highlights. Es gibt eine wunderbare große Zeichnung, es gibt eine kleine Zeichnung von 1905, signiert sogar. Also, es gibt sogar einige Spitzen. Jeder findet etwas. Wir haben Blätter von 3500 Euro an bis in hohe Sphären hinein.

ER:

Wie aktuell ist Picasso denn noch in der heutigen Zeit?

PF:

Picasso ist immer aktuell. Picasso ist einer der wichtigsten, um nicht zu sagen, der wichtigste Künstler der Moderne. Er ist unglaublich produktiv gewesen hat bestimmt mehr als 1000 Grafiken gemacht, er hat eine unendliche Produktivität bewiesen und hat ein Spektrum an Thematik/ Themen insgesamt, was außergewöhnlich ist.

ER:

Hätten Sie ihn persönlich kennengelernt, welche Frage hätten Sie an ihn gerichtet?

PF:

Wo bekommst Du Deine Kreativität her? In der Form, in der großartigen Form. Jeder Mensch, auch jeder kreative Mensch, lass es einen Schriftsteller sein oder Maler, kommt an den Punkt, wo er einen leeren Kopf hat, wo er morgens aufwacht und sagt, ich weiß nicht, was ich schreiben soll, ich weiß nicht, was ich malen soll und dann braucht er Ruhe und Kontemplation und Anregung von draußen. Und um das zu bekommen, ist es sehr schwer. Picasso ist eigentlich immer außergewöhnlich gewesen. In all seinen Phasen. Von der Jugend bis ins hohe Alter.

ER:

Wie lange ist die Ausstellung geöffnet?

PF:

Bis Ende Mai 2020 wird sie zu sehen sein, wobei wir momentan leider nur by „Appointment only“ machen können. Meine Mitarbeiter sind alle im Home-Office, aus bekannten Gründen, und ich wohne hier nur 5 Minuten zu Fuß entfernt. Ich komme, wann immer ich kann, rein und checke die Mails und bin auch bereit, auf Distanz mit Kunden, die sich dafür interessieren, zu sprechen. Doch wir werden ab übermorgen einen Film unserer Ausstellung mit meiner Eröffnungsansprache und der Eröffnungsansprache von Elena Schroll vom Städel-Museum ins Netz stellen. Sie sollte diese Ausstellung eröffnen und ab nächster Woche werden wir zusätzlich eine 3D-Präsentation der Ausstellung ebenfalls im Netz haben. Wir bitten alle Interessierten, alle Kunden und Freunde unserer Galerie, DIE GALERIE und uns anzusprechen, per Mail, per Telefon,  per Post, wenn sie spezielle Information zu speziellen Werken oder eine besondere Frage haben.

ER:

Wie angespannt sehen Sie die derzeitige Situation für Galeristen

PF:

Die Welt steht still momentan, wie wir wissen, und wir bemühen uns, unsere Ausstellung zum Kunden zu bringen, virtuell. Das ist die einzige Möglichkeit für uns, dass wir den immensen Aufwand, den wir hatten, diese Ausstellung zusammenzustellen, tatsächlich auch zum Kunden bringen. Denn wir sind ein wirtschaftliches Unternehmen, wir haben Kosten und müssen Erlöse, Erträge haben, anders geht das nicht.

ER:

Welche Unterstützung würden Galerien gerne in Anspruch nehmen? Was könnte der Staat machen, um Ihre Arbeit zu unterstützen?

PF:

Wir haben seit Wochen Umsatzeinbrüche, selbstverständlich. Sämtliche Kunstmessen, zu denen wir gehen, sind storniert worden und wir sind ein relativ international agierendes Unternehmen, wir sind von Karlsruhe, von Brüssel, von Köln, Miami, Korea/ Seoul und New York und Singapur unterwegs und haben in diesen Ländern auch Kunden, die wir bedienen. Das können wir alles momentan vergessen. In der Konsequenz müssen wir andere Wege gehen und inwieweit der Staat uns unterstützt, ist ja noch sehr offen. Es sollen Gelder da sein, in aller Regel ist das leider ja so, dass die Kunst nicht so stark unterstützt wird, wie man auch in der Mehrwertsteuer-Frage sieht, die vor vier Jahren von 7 auf 19 Prozent angehoben wurde und damit vielen Galerien das Genick gebrochen hat und den Markt insgesamt verkleinert hat.  Auf jeden Fall erheblich schwieriger gemacht hat.

ER:

Unser Gespräch nähert sich dem Ende, ich bedanke mich ganz herzlich. Lieber Herr Femfert, Sie haben das letzte Wort!

PF:

Ich kann nur hoffen, ich meine, Kunst ist ein Bestandteil unseres Lebens, der maßgeblich wichtig ist, um das Wohlbefinden der Menschen, das Gleichgewicht der Menschen sozusagen zu halten. Das ist ganz wichtig. Kunst, Kultur überhaupt, dazu gehören natürlich auch Theater und Literatur genauso dazu. Und sollten nicht das 5. Rad am Wagen sein und immer vernachlässigt werden. Sondern im Gegenteil, es sollte, weil es wichtig ist, für die Kultur, für die Ethik, für alles und zwischen den Menschen und unter uns Menschen, sollte es nicht zur Seite geschoben werden und andere Dinge, wie etwa die Waffenproduktion sozusagen verstärkt werden. Das sollte nicht passieren. Gerade Kunst sollte unterstützt werden. Das wäre schön, und ich kann nur darum bitten, dass unsere Freunde von DIE GALERIE und von anderen Galerien, auch Museen nach wie vor sich dafür interessieren und bei uns bleiben, sozusagen.  

Weiter Informationen: die-galerie.com