Porzellane für die Höchster Porzellan-Manufaktur Die Gestalter*innen der Hochschule für Gestaltung (HfG) Offenbach

Porzellane, die in eine nachhaltige Zukunft weisen

Jung, originell und erfrischend und gleichzeitig nachhaltig: Studierende der Hochschule für Gestaltung (HfG) Offenbach entwickelten außergewöhnliche  Porzellane für die Höchster Porzellan-Manufaktur

Fotograf: Peter Eiden (c) Höchster Porzellan-Manufakur

Frankfurt am Main, 18. Juni 2020. „Diese Porzellane nehmen den Zeitgeist des beginnenden Jahrzehnts auf“, davon ist Mario Effenberger, Vertriebs- und Künstlerischer Leiter der Höchster Porzellan-Manufaktur 1746, überzeugt. Er hatte die Kooperation mit der HfG vor rund einem Jahr in die Wege geleitet und freut sich über die ebenso ungewöhnlichen wie überzeugenden Lösungen. Alle Porzellane der insgesamt neun Gestalter*innen sind ab sofort im HPM Store in der neuen Frankfurter Altstadt ausgestellt. „Wir sind auf die Nachfrage der Kunden gespannt“, so Mario Effenberger. Die exklusiven Porzellane werden im HPM Store zum Verkauf angeboten.

 

Einige Objekte sind möglicherweise für eine Serienproduktion geeignet und werden in das Sortiment der traditionsreichen Höchster Porzellan‑Manufaktur 1746 aufgenommen. „Allein schon für ein Porzellan-Sortiment in Frage zu kommen, ist der Ritterschlag für einen Gestalter. Neben Ästhetik hat Porzellan eine Funktion zu erfüllen und muss zudem kaufmännischen Kriterien genügen“, so Mario Effenberger.

 

Federführend für das Projekt an der HfG Offenbach war die Lehrende Merja Herzog-Hellstén, die dort das „Labor Kunst“ leitet. „Durch Kooperationen wie diese zwischen der Hochschule für Gestaltung Offenbach und Höchster Porzellan‑Manufaktur, Frankfurt, bekamen die Studierenden wertvolle Einsichten und Erfahrung über Verfahren und Kriterien, die in der freien gestalterischen Wirtschaft eine Rolle spielen. Ausgegangen von vertiefenden künstlerischen und gestalterischen Fertigkeiten, die mehrere Semester Praxislehre in der HfG-Keramikwerkstatt Labor Kunst benötigten, nahmen die Studierenden das Angebot der Höchster Porzellan-Manufaktur mit Neugierde an, individuelle Formen für die Produktion in einer Manufaktur zu schaffen. Dabei verknüpften sie ihr angeeignetes Wissen aus mehreren Sparten innerhalb der Hochschule, aus beiden Fachbereichen Kunst und Design und präsentieren sich mit Ergebnissen, die sie wahrhaftig als Formschaffende beschreiben lassen.“ So die Bewertung der Kooperation aus Sicht von
Merja Herzog-Hellstén, HfG Offenbach, Leitung Labor Kunst.

 

Die Studierenden Inkeri Aaltio, Felicithas Arndt, Rosalina Brenner, Diane Häfner, Julia Huisken, Franziska Kronmüller, Mary Manalo, Simon Martin und Petra Metzner haben sinnliche und organische Porzellane geschaffen. Dabei gingen sie mit dem Werkstoff Porzellan behutsam um und prüften seine Relevanz für Gesellschaft und Umwelt. So entstanden Porzellane, die in eine nachhaltige Zukunft weisen.


Inkeri Aaltio

Die Serie Meri (das Meer) besteht aus gegossenen Porzellanschalen in schlichten, klaren Formen mit handgemachter Kobaltglasurbemalungen. Diese bildet einen haptischen und optischen Kontrast zur matt weißen Oberfläche und lädt zum Tasten ein.

 

Die Produktserie kombiniert Gießtechnik mit individueller Bemalung. Die dezenten Blautöne sind von nebeligen Meereslandschaften inspiriert worden, in der der Himmel im Meer verschwimmt und den Horizont verdeckt.

Inkeri Aaltio (1989) kommt aus Finnland, wo sie an der Aalto Universität Helsinki ein Bachelor Studium in Industriedesign absolviert hat. Seit 2015 studiert sie an der Hochschule für Gestaltung Offenbach am Main im Fachbereich Design. Ihr Diplom wird sie im Frühjahr 2020 mit einer Arbeit zum Thema Variationen des Porzellangusses abschließen.

Fotograf: Edda Rössler (c) Höchster Porzellan Manufaktur
Fotograf: Peter Eiden (c) Höchster Porzellan-Manufakur
Fotograf: Edda Rössler (c) Höchster Porzellan Manufaktur

Felicithas Arndt

Die Behälter sind frei handgeformt und mit Oberflächenrelief bearbeitet. Sie erinnern an das Meer, an die facettenreichen Korallenstrukturen und Muschelschalen, sowie daran, dass alles, was wir nehmen, der Natur entstammt. Die Bemalung akzentuiert diese Strukturen.

Fabelwesen begleiten uns in Geschichten aus allen Ländern und Kulturen. Ihre Darstellung auf den Porzellanwaren spielt im Raum zwischen Abstrakt ‑ Gegenständlich. Es geht um den Ausdruck ihres ganz eigenen Charakters und Lebendigkeit. Das Auge versucht sie zu fassen, doch gleichzeitig entziehen sie sich dem Blick, ganz gemäß ihres Wesens.

 

Felicithas Arndt (1992) kommt aus Offenbach und ist Studentin der Hochschule für Gestaltung Offenbach a.M. mit den Schwerpunkten Keramik, Malerei und Druckgrafik. 2017 nahm sie an einer Exkursion und Ausstellung in der Porzellanhauptstadt Jingdezhen/ China mit Porzellanmalerei teil. 2019 gewann sie mit einer Keramikskulptur den 3. Platz beim Senckenberg Skulpturenwettbewerb.

Fotograf: Edda Rössler (c) Höchster Porzellan Manufaktur
Fotograf: Peter Eiden (c) Höchster Porzellan-Manufakur
Fotograf: Edda Rössler (c) Höchster Porzellan Manufaktur

Rosalina Brenner

Mit der klaren, einfachen Form der Becher wird Ästhetik mit Funktionalität verbunden – unauffällig aber dennoch markant. Die Becher können beidseitig ineinander gestapelt werden. Deren Außenseite bleibt unglasiert, die rohe Materialität des Porzellans wird somit spürbar. Die auf den Bechern passenden Deckel können ebenso als Untersetzer verwendet werden.

Die Ausgangsform der Becher wurde an der Drehscheibe hergestellt und anschließend im Gießverfahren mit Porzellan gegossen.

Rosalina Brenner wurde 1992 in Tübingen geboren und studiert seit 2014 an der HfG in Offenbach. 2019 absolvierte sie zudem den Bachelor in Soziale Arbeit an der Frankfurt University of Applied Sciences.

Fotograf: Edda Rössler (c) Höchster Porzellan Manufaktur
Fotograf: Peter Eiden (c) Höchster Porzellan-Manufakur
Fotograf: Edda Rössler (c) Höchster Porzellan Manufaktur

Diane Häfner

Der Ausgangspunkt dieser Arbeit sind unscheinbare Lebensmittelnetze. Der Farbauftrag erfolgt mit der Airbrush-Technik: Keramische Pigmente werden durch die feine Netzstruktur auf die noch ungebrannten Porzellankuppeln gesprüht.

Dank dieser Vorgehensweise nimmt die Musterung, die die Halbschale umhüllt, lebendige und sinnliche Züge an.

Nach einem Grundstudienjahr in Kunst an der AUB in Bournemouth, England, führte Diane Häfner ihr Studium an der Merz Akademie in Stuttgart fort. Nach ihrem Bachelor-Abschluss in „Visueller Kommunikation“ im Frühjahr 2017 entschied sich Diane Häfner zum Quereinstieg in den Diplom-Studiengang der Hochschule für Gestaltung in Offenbach mit dem Fokus auf Bildhauerei.

Fotograf: Edda Rössler (c) Höchster Porzellan Manufaktur
Fotograf: Peter Eiden (c) Höchster Porzellan-Manufakur
Fotograf: Edda Rössler (c) Höchster Porzellan Manufaktur

Julia Huisken

Bei der Formgebung der Teeschale wurde die Kurve von Daumen zu Zeigefinger gezielt als Werkzeug genutzt. Durch das Abbilden der Fingerkurve entsteht eine haptische Verbindung zwischen Händen und Schale, die den sinnlichen Moment des Teetrinkens intensivieren und zur Interaktion einladen soll. Die organische Schalenform geht in den geometrisch geformten Sockel über, von dem sie getragen und erhöht wird.

Das Teeschalenpaar führt traditionelle Formen mit Kobaltblauer Malerei der verschiedenen Teekulturen fort. An der Außenseite bleibt die Form weiß und unglasiert, während das Schaleninnere kalligrafisch mit Kobalt bemalt ist und nach außen durch den Scherben durchscheint. Der Pinselstrich erforscht die Farbwirkung in unterschiedlicher Intensität.

Julia Huisken (1987) ist in Frankfurt am Main geboren und staatlich geprüfte Goldschmiedin und angehende Diplomdesignerin. In ihrem Studium legt sie den Fokus auf interdisziplinäres Design.

Fotograf: Edda Rössler (c) Höchster Porzellan Manufaktur
Fotograf: Peter Eiden (c) Höchster Porzellan-Manufakur
Fotograf: Edda Rössler (c) Höchster Porzellan Manufaktur

Franziska Kronmüller

Die Form wurde durch ein Gießverfahren mit Porzellanmasse hergestellt und anschließend bemalt. Die Bemalung des Objekts spielt eine zentrale Rolle: Die Form bleibt stets die gleiche, während sich die Objekte durch ihre Bemalung voneinander unterscheiden.

Franziska Kronmüller begann ihr Kunststudium 2013 an der HfG Offenbach. Nach dem Vordiplom studierte sie an der Burg Giebichenstein in Halle Illustration. Bei einem einjährigen Auslandsaufenthalt an der Kunstakademie KASK Gent konzentrierte sie sich auf Illustration, Malerei und Textildesign. Seit 2018 studiert Franziska wieder an der HfG Offenbach mit den Schwerpunkten Malerei und Keramik.

Fotograf: Peter Eiden (c) Höchster Porzellan-Manufakur

Mary Manalo

Das Gefäß Double Shot mit zwei Trinkbechern zum Servieren von Schnäpsen ist aus hochwertigem Porzellan gegossen und mit transparenter Glasur in puristischem Stil gehalten. Hier liegt das Augenmerk auf die Formgebung. Durch sie soll das simultane Einschenken der dazugehörigen Becher ermöglicht werden. In Anlehnung an die asiatische Trinkkultur soll beim gemeinsamen Genuss eines Digestifs wie dem Sake und anderen Schnäpsen das Teilen hervorgehoben werden und zur Kommunikation anregen.

Mary Manalo ist 1985 in Manila auf den Philippinen geboren und angehende Diplom-Künstlerin an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach am Main. Im Jahr 2018 wurde Mary Manalos Double Shot mit dem dritten Rundgangpreis der Kulturstiftung des Hauses Hessen, Eichenzell unter der Motto ‚Tischkultur’ gewürdigt.

Fotograf: Edda Rössler (c) Höchster Porzellan Manufaktur

 

Fotograf: Peter Eiden (c) Höchster Porzellan-Manufakur
Fotograf: Edda Rössler (c) Höchster Porzellan Manufaktur

Simon Martin

Die Studie zum Wesen des Jünglings ist als Forschung begriffen: setzt sich mit zentralen Fragen auseinander, die sich selbst weniger in potenzieller Repräsentation begreifen, als in Er-Gründung und also Stiftung des Seins.

Zur Form selbst: Abgeschlossen, in sich ruhend, mit einer klaren Tendenz nach oben hinaus, entgegen zu einem Außen. Den Körper abgrenzend, abschließend, in einer scharfen, klar definierten Linie mündend. Die strahlende Helle der Form offenbart sich als eines ihrer wichtigsten Merkmale.

Negative

Die Wandobjekte bilden das Negativ zu einem freien Schreiben. Als Gebärde, als Sprache, die über Worte hinaus geht, (er-)dichten, greifen, fassen diese Skulpturen jenes, was nicht in Worten ist (oder scheint).

Wandrelief

Die Wandreliefs sind ein Ent- und Verbergen ihrer (Fragen) selbst. „Was du suchest, es ist nahe, begegnet dir schon.“ (Hölderlin, Heimkunft / An die Verwandten, V. 56)

Simon Martin, 1997 in Heidelberg geboren, studiert seit dem Wintersemester 2018/19 Freie Kunst an der Hochschule für Gestaltung Offenbach.

Fotograf: Peter Eiden (c) Höchster Porzellan-Manufakur

Petra Metzner

Die Faszination für Mikroorganismen prägt die Gestaltung der Skulptur. Kleinstlebewesen und Einzeller sind ein relevanter Bestandteil unseres Lebens, die durch ihre Unscheinbarkeit und Unsichtbarkeit unterschätzt werden. Doch die Summe ist stets ein Zusammenspiel vieler Elemente.

So besteht der Anfang der Arbeit aus dem Formen kleiner Kugeln. Sich aneinander anschmiegend verlassen die Grundkörper ihre Symmetrie und gewähren so die Stabilität der Form. Erst in der Vielzahl und im Zusammenhalt vieler kleiner Einzelformen wächst die organische, wesenhafte Gestalt.

Petra Metzner studierte Kommunikationsdesign mit den Schwerpunkten Fotografie und Illustration. Nach dem Abschluss dieses Studiengangs entschied sie sich, den Weg der bildenden Kunst an der HfG Offenbach einzuschlagen, wo sie den Fokus auf Bildhauerei legt.

 

Fotograf: Edda Rössler (c) Höchster Porzellan Manufaktur
Fotograf: Peter Eiden (c) Höchster Porzellan-Manufakur
Fotograf: Edda Rössler (c) Höchster Porzellan Manufaktur