„Regenerating – Permanence“ – Die amerikanische Künstlerin Laura J. Padgett fotografiert die Westend Synagoge

Am Samstag wurde die Fotoausstellung in der Galerie Peter Sillem eröffnet. Zu sehen sind neben den Frankfurter Aufnahmen weitere Fotografien der New Yorker St. Eldridge Street Synagogue.

Kaum ein anderes Gebäude prägt die Wahrnehmung des Frankfurter Westends so markant wie die in der Liebigstraße gelegene Westend Synagoge. Ihr wechselvolles Schicksal, dessen Grundmauern der Zerstörung durch das NS-Regime trotzten und die nach dem 2. Weltkrieg wieder aufgebaut wurde, äußert sich auch in der Architektur. Die in den USA geborene Fotokünstlerin Laura Padgett (1958) ging dort zwei Jahre lang auf Spurensuche nach Vergangenheit und Gegenwart. Was ist wieder entstanden, was wird bleiben, lautet ihr Ansatz. Jetzt laden großformatige Farbfotos, alle ungerahmt, um die Direktheit der Eindrücke zu steigern, ein in die selbst für viele Frankfurter noch unbekannte Welt der Thora und der Kontemplation.

Foto-Künstlerin Laura Padgett führt in die Tiefe sakraler Räume, hier im Bild zusammen mit Ihrem Galeristen Peter Sillem. Foto: Edda Rössler
Foto-Künstlerin Laura Padgett führt in die Tiefe sakraler Räume, hier im Bild zusammen mit Ihrem Galeristen Peter Sillem.
Foto: Edda Rössler

Die in der Westend Synagoge entstandenen Farbfotografien sind kapriziöse Wesen. Padgett inszenierte nicht, wohl aber wählte sie behutsam aus dem vorhandenen Setting symbolträchtige Ausschnitte aus. „Mir geht es um den Bezug der Menschen zum Raum“, sagt sie. Die Erfahrung und der Umgang der Gläubigen mit Religion und Spiritualität stehen im Vordergrund. Dabei greift sie selbst sakrale Gegenstände wie die Menora als ornamentale Angebote auf und kontrastiert sie mit der vorhandenen Räumlichkeit. Es entsteht ein reizvolles, malerisches Wechselspiel zwischen Formen und Farben, das ohne Menschen zu zeigen, deren Präsenz zwingend miteinbezieht. Die Aufnahmen zollen Respekt und wirken dennoch höchst lebendig. Sowohl bei der Farbigkeit als auch bei der Helligkeit erlaubt sich Padgett Eingriffe. Die Aufnahmen der Westend Synagoge sind zumeist in warmen Ockertönen gehalten und wohltemperiert mit Komplementärtönen durchwoben. Das Licht, sei es von den hereinfallenden Sonnenstrahlen oder von den Deckenlüstern im Inneren umklammert die Szenerie, setzt Akzente und lenkt den Blick zugleich in die Ferne. So deutet sich selbst im Momenthaften Transzendenz und Beständigkeit an.

Wie eine Reise von Moll zu Dur wirken dagegen ihre ebenfalls im vergangenen Jahr entstandenen Aufnahmen aus der New Yorker St. Eldridge Street Synagogue. Sie kommen unbeschwerter, unmittelbarer und voller Fröhlichkeit daher. Auch hier berichtet Padgett von der Atmosphäre des Gebäudes und dessen spirituellem Hintergrund und man spürt die „Echos der Menschen“, doch befreit von dem historischen Ballast deutscher Synagogen. Da gleichen etwa die in der Aufnahme „Of the Cosmos“ großflächig ins Bild gesetzten Ornamente zweier Kirchenfenster zarten Blütenblättern.

Ihr künstlerisches Vermögen hat Laura Padgett in der New Yorker Aufnahme „The World from Within and Without“ virtuos zusammengefasst. Die Aufnahme zeigt den Ausschnitt eines Kirchenfensters, ein in nuancierten Rottönen gehaltenes Ornament, das den Blick auf Himmel und Wolken freigibt. Im Mittelpunkt des Fensters prangt ein goldener Kreis. Der Gläubige befindet sich im Inneren der Synagoge, die Schutz und spirituelle Auseinandersetzung erlaubt. Doch zugleich korrespondiert er mit der Welt draußen. Dass diese Prozesse, die immer wieder erneuert werden, Beständigkeit haben, verspricht die Energiequelle der goldenen Sonne. Besser kann man die Aura eines sakralen Gebäudes nicht ausdrücken. Schon allein wegen dieser Fotografie lohnt sich der Besuch der Ausstellung.

„Laura Padgett öffnet uns nicht nur der Blick in diese Synagoge, sondern wir erhalten Einblick in eine Jahrtausend alte Kultur, Tradition und Religion“, sagt Galerist Peter Sillem. Er hofft, dass die Ausstellung als Anlass zum Besuch von sakralen Gebäuden verschiedener Religionen genommen wird. „Wir gehen mit Selbstverständlichkeit in Kirchen, aber Synagogen und Moscheen sind oft noch verschlossene Räume.“

Laura J. Padgett (1958 in Cambride, USA) lebt und arbeitet in Frankfurt am Main. Sie erhielt ihren Bachelor in Fine Arts in Malerei am Pratt Insstitute in Brooklyn, New york. Zwischen 1983 und 1985 setzte sie ihr Studium in Film und Fotografie bei Peter Kubelka und Herbert Schwöbel an der Städelschule fort. 1994 erwarb sie ihren Magister Artium in Kunstgeschichte und Ästhetik an der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität in Frankfurt am Main.

Die Fotografie-Ausstellung „Regenerating – Permance“ von Laura Padgett ist bis zum 26, Februar zu den üblichen Galeriezeiten geöffnet. Begleitend zur Ausstellung ist ein in kleiner Auflage aufgelegter Katalog erschienen.

Weitere Informationen unter www.galerie-peter-sillem.com

Text und Foto von Edda Rössler
Veröffentlicht am 17. Januar in Frankfurter Neue Presse