Text und Fotos von Edda Rössler
Frankfurt, Dezember 2019
Bereits zum 97. Mal präsentiert der BBK Frankfurt (Bund Bildender Künstler) in der Zeit des Weihnachtsmarktes eine große Werksausstellung in den Hallen des Römers. Parallel dazu findet die traditionelle Jahresausstellung in der Paulskirche statt. Bei freiem Eintritt zeigen insgesamt 105 Künstler aus Frankfurt und Umgebung ihre Werke bis kurz vor Heiligabend. Zu sehen ist ein breites Spektrum an Acryl- und Ölmalereien, Grafiken, Radierungen, Fotografien, Skulpturen, Objekten sowie Schmuck und Kunsthandwerk. Zusammen mit Viktor Naimark, dem langjährigen Vorstand des BBK Frankfurt, unternehmen wir einen kleinen Streifzug durch die Römerhallen. Dort sind die Künstler anwesend und geben Auskunft über ihr Schaffen und ihre Techniken. Aus der breiten Fülle des Angebotes an Kunst und Kunsthandwerk stellen wir an ein paar der vielseitigen und interessanten Künstler*innen vor.
Upcycling mit Herz
Gleich am Eingang entdecken wir den „Strahlemann“ Jan Heartmann. Statt mit Pinsel arbeitet er mit der Heißklebepistole und recycelt Fundstücke, denen er mit viel Liebe und „Herz“ eine neue Bestimmung verleiht. Da warten Geldbeutel, Kaffeetassen und viel weiteres, originelles und liebevoll zusammengestelltes Krimskrams auf den Besucher. Egal, ob größere oder kleinere Investition, bei Heartmann findet jeder ein passendes Geschenk.
Die Natur im Bild
Schon deutet Viktor Naimark auf Matthias Korb, der von Beruf Landschaftsgärtner ist. Kein Wunder also, dass sich „Erde“ und Natur als künstlerisches Leitmotiv durch sein Oeuvre ziehen. In seinen sandgelbfarbenen, pastösen Gemälden kleben zudem Blätter, so als hätte sie ein Windhauch ins Bild geweht. Sein Hauptwerk ist allerdings das Museum „Initium et Finis“ in Lohrheim, das man nur auf eigene Gefahr betreten darf. Hier trägt er seit vielen Jahren eine Fülle an Fundstücken zusammen. Die daraus entstandenen Bilder, Objekte und Installationen füllen sämtliche Räume des alten Bauerngehöfts. Sie umkreisen die Themen Leben und Tod, Materie und Zeit und versprühen einen morbiden Charme.
Filigrane Glasobjekte
Bei Nadja Recknagel geht es äußerst filigran zu. Sie fertigt ihre Kunstwerke aus Glas und ist fasziniert von der Leichtigkeit des Materials. „Die dem Glas innewohnende Ambivalenz übt einen besonderen Reiz“, sagt sie. Ihre erstaunlichen Glasobjekte mit den organisch fließenden Formen strahlen beides zugleich aus: Festigkeit und Zerbrechlichkeit. Sie hüllt die Objekte in eine dezente Farbigkeit, die den Reiz der Form unterstreicht.
Schauspieler und Maler
Einen besonders schön gestalteten Stand hat der holländische Künstler Koos de Ligt. Der Maler und Bildhauer hat hier nahezu detailgetreu ein Atelier mit Staffelei und Farben aufgebaut. Durch eine Gehirnhautentzündung verlor Koos im Alter von zwei Jahren sein Gehör und so besuchte er die Gehörlosenschule in Rotterdam. Nach einer Lehre als Holzbildhauer für Möbel wurde er an der Akademie für Bildende Kunst ausgebildet. Lange war er als Schauspieler und Regisseur beim Deutschen Gehörlosen-Theater tätig. Jetzt steht die Malerei im Vordergrund seines Schaffens.
Er sucht die Abstraktion
Sind das Gemälde oder Fotos?, rätseln wir. Doch rasch informiert der Künstler Markus Elsner, dass es sich um „Polas“ handelt, die er künstlerisch bearbeitet. Eigentlich interessiert ihn das Motiv nicht, eher seine Vorgeschichte. So kristallisiert er das Wesentliche eines Motivs heraus. „Ich suche die Abstraktion, das andere Bild.“ Markus Elsner lebt und arbeitet seit zwei Jahrzehnten als künstlerischer Fotograf und Autor in Frankfurt. Früh kam er über den Journalismus zur Fotografie, recht bald zur Polaroid-Fotografie. Neben Porträt- und Landschaftsaufnahmen bilden Akte und eine „Tanz-im-Wasser“-Reihe die Schwerpunkte seiner Arbeit.
Die russische Straße
So international wie die Stadt, so international ist auch der BBK Frankfurt, dem Künstler vieler Nationalitäten angehören. Jetzt kommen wir zur „russischen Straße“. Viktor Naimark deutet auf verschiedene Stände, dort präsentieren sich in Russland geborene Künstler.
Sie alle leben bereits seit vielen Jahren in Frankfurt.
Die Dame aus Moskau
Tatiana Bermant, die Dame mit dem gewinnenden Lächeln, hat an der Moskauer Kunsthochschule Bildhauerei studiert und schon in aller Welt ausgestellt. Mit ihren Arbeiten begeistert sie private Sammler, aber auch Museen. So sind ihre Werke u.a im Russischen Museum in Sankt Petersburg und in der Moskauer Tretiakow Galerie vertreten. Auf dem Weihnachtsmarkt zeigt sie ihre Kameen. Es gelingt ihr, dem tradierten Schmuckstück „Kamee“ einen besonderen, aktuellen Reiz zu verleihen. Die aus Muschelkalk gefertigten Schmucksteine mit Relief sind wahre Hingucker. Selbst den Geheimrat Wolfgang Goethe gibt es bei Tatiana als Kameen-Schmuckstück.
Liebt heimische Flora
Die ebenfalls aus Moskau stammende Künstlerin Tatiana Mints besuchte die staatliche Moskauer Kunsthochschule und studierte anschließend an der Fakultät für Malerei und Grafik an der renommierten Moskauer Staatsuniversität.1991 zog sie nach Frankfurt, wo sie Grafikdesignerin und Illustratorin Erfahrungen in einer Werbeagentur sammelte. Seit 1995 arbeitet sie als freie Illustratorin und Kunstmalerin.
Die Flora aus dem heimischen Garten in Frankfurter Stadtteil Praunheim spielt in den in den Römerhallen ausgestellten Werken die Hauptrolle. Mints begeistert mit groß- und kleinformatigen Blumenbildern, die farbenprächtig daherkommen und Lebensfreude pur ausstrahlen. Ihre Techniken reichen vom Ölgemälde über Aquarelle und Pastellzeichnungen
Ein Schmuckdesigner und Bildhauer
Der Schmuckdesigner Albrecht Fleige mit Ladengeschäft und Werkstattgalerie in Frankfurt-Bergen begeistert mit ungewöhnlichen und höchst tragefreundlichen Schmuckstücken. Als Goldschmied und Bildhauer setzt er sich seit über 30 Jahren mit dem Thema Schmuck auseinander, sowohl konzeptionell als auch handwerklich. In seinen Kollektionen spiegelt sich klares, zeitloses und puristisches Design wider. Seine „Glanzstücke“ sind aus Gold und Silber und anderen hochwertigen Materialien mit leuchtenden Edelsteinen, feinen Perlen und Korallen gefertigt. Jedes einzelne der funkelnden Schmuckstückchen begeistert mit einer unverkennbar individuellen Form.
Ein Künstler, der sich für Künstler einsetzt
Last – not least führt uns Viktor Naimark zu der BBK-Ausstellung in der Paulskirche. Auch der in Leningrad geborene Künstler ist hier mit Werken vertreten. Viktor studierte an der renommierten Repin-Kunstakademie in Leningrad und ist Architekt und Künstler. Seit 1990 lebt und arbeitet er in Deutschland. In der Paulskirche stellt er seine „Fotobilder“ aus. Er inszeniert in seinem Frankfurter Atelier Stillleben, die er dann fotografiert. So entstehen abstrakte Szenerien mit besonderen Lichtakzenten und einer interessanten Farbigkeit. Sie gleichen surrealen Landschaften, in die man gerne eintaucht. Genau gegenüber seiner Fotobilder hängen sehenswerte Aquarelle seiner Frau Swetlana Naimark, die ebenfalls als Künstlerin und Architektin tätig ist.
Diese Entdeckungsreise in die Welt der Kunst mit all den angebotenen Kunst-Leckerbissen ist ein Muss in der Vorweihnachtszeit. Auch für Alle, die noch ein besonderes Geschenk erstehen wollen!
Weitere Informationen:
https://www.bbk-frankfurt.de/index.php/veranstaltungen/weihnachtsmarkt