So schmeckt der Sommer – Kunst pur erleben in Frankfurts Galeriemeile

Text und Fotos von Edda Rössler
veröffentlicht am 25. Juli 2019 in der Frankfurter Neuen Presse

Für Kunstgenuss sorgen Frankfurts Galerien, in denen dank Klimaanlage in gut temperierten Räumen bemerkenswerte Ausstellungen zum Besuch einladen.

Ein Streifzug lohnt sich, denn derzeit wird ein ebenso breites wie anspruchsvolles Spektrum an aktuellen und klassisch-modernen Positionen gezeigt. Egal, ob Pop-Art, konkrete Kunst bis hin zur ungestümen, gestischen Malerei, die Galeristen freuen sich auf Besucher und berichten hautnah über Exponate und ihre Künstler.

Galerist Thomas Punzmann vor einem großformatigen Gemälde von Eduardo Vega de Seoane Foto von Edda Rössler
Galerist Thomas Punzmann vor einem großformatigen Gemälde von
Eduardo Vega de Seoane
Foto von Edda Rössler

Unter dem Motto „Lustwandel“ entdecken wir in der Galerie Hanna Bekker vom Rath hochkarätige Gemälde und Skulpturen namhafter Künstler. Neben Werken von Oskar Kolb, Doro Koidl, Willy Meyer-Osburg, Stefan Plenkers, Anna Tretter und Erich Werner fallen insbesondere farbintensive Acrylgemälde von Gabriele Auhlehla (1963) auf. Die ehemalige Meisterschülerin von Thomas Bayerle und Raimer Jochims entfaltet in ihren abstrakten Werken, in denen sich Bögen und Wellen kreuzen, eine phänomenale Leuchtkraft. Gestischer, spontaner dagegen ist der Malstil von Doro Koidl (1943), die sich von Landschaften, Blumen und dem Lago Maggiore inspirieren lässt. „Lustwandel“ bietet einen hervorragenden Einblick in die Welt der abstrakten Kunst und beweist zugleich die Bandbreite der Ausdrucksformen. In diesem Rahmen fühlen sich auch die Skulpturen der Bildhauerin Wanda Pratschke wohl.

Ab in den Urlaub mit dem Kunstkoffer von Janos Schaab. Im Bild Galeristin Christel Wagner. Foto: Edda Rössler
Ab in den Urlaub mit dem Kunstkoffer von Janos Schaab. Im Bild Galeristin Christel Wagner.
Foto: Edda Rössler

Gut, dass es den ehemaligen Saxophonisten Thomas Punzmann (66 Jahre) in die Welt der Bildenden Kunst gezogen hat. Seit 2013 ist er mit seiner Galerie am Weckmarkt vertreten und widmet sich zeitgenössischen Positionen. Wir entdecken großformatige, abstrakte Gemälde (Öl und Acryl auf Leinwand) des spanischen Künstlers Eduardo Vega de Seoane (1955). Scheinbar unbekümmerte Farbkleckse treffen auf Linien und beginnen einen Dialog. Ist das Rosa oder bereits Rot, darüber grübelt der Besucher bei den Werken der amerikanischen Künstlerin Michelle Benoit (1964). Je nach Lichtfall changieren die Farben und somit kann man immer wieder eine neue Farbnuance entdecken. Verantwortlich dafür sind viele leichte und transparent aufgetragene Farblasuren. Zudem montiert die trickreiche Künstlerin verschiedene Lagen von Plexiglas übereinander.

Pop-Art trifft auf Beat-Kunst: Originell, verblüffend und witzig, so kommen gleich zwei Ausstellungen benachbarter Galerien in der Fahrgasse daher. Christel Wagner erfreut mit der Einzel-Ausstellung des 1960 in Ungarn geborenen und in Frankfurt lebenden Künstlers Janos Schaab. Schwarz-Weiß dominiert in seinen reduzierten Portraits aus Rasterpunkten und Streifen. Aus der Entfernung wirken sie wie Fotografien. Doch je näher man sie betrachtet, umso deutlicher wird die malerische Struktur der Arbeiten. Ganz entzückend und eine weitere Referenz an die Pop-Art ist seine fröhliche Interpretation eines Rimowa-Koffers, mit dem man am liebsten sofort in den Urlaub starten möchte.

Spaß am „Gathering“ hat die angehende Kunsthistorikerin Merle Kubasch (20 Jahre). Derzeit unterstützt sie Galeristin Kirsten Leuenroth und weiß kompetent über die beiden Leipziger Künstlerinnen zu berichten. Foto: Edda Rössler
Spaß am „Gathering“ hat die angehende Kunsthistorikerin Merle Kubasch (20 Jahre). Derzeit unterstützt sie Galeristin Kirsten Leuenroth und weiß kompetent über die beiden Leipziger Künstlerinnen zu berichten.
Foto: Edda Rössler

Es lebe die Beat-Art, sagt der in Wiesbaden und London lebende Künstler Jan Schmelcher bei Andreas Greulich. Der Ausstellungstitel „Snake Oil“ erinnert an Quacksalber, die im 19. Jahrhundert auf amerikanischen Jahrmärkten mit großem Tamtam das angebliche Wunderheilmittel „Schlangenöl“ feilboten. Neben prallen Bleistiftzeichnungen verblüffen großformatige Plakatübermalungen. So staunen wir bei den kleinen Formaten über die zeichnerische Raffinesse und bewundern bei den großformatigen Arbeiten malerische Entschiedenheit.

Unter dem Motto „Gathering“ stellt die Galerie Kirsten Leuenroth Skulpturen von Laura Eckert und Acrylgemälde von Susanne Wurlitzer vor. Die Künstlerinnen (beide Jahrgang 1983) kennen sich vom Kunststudium an der Leipziger Kunsthochschule. Laura Eckert erschafft ihre Figuren aus unbearbeitetem Rohholz, hochwertigen, recycelten Harthölzern, einfachen Dielen, alten Brettern oder Latten. Sie fügt ihr Material additiv zusammen und bemalt es teilweise. Die oft lebensgroßen Körper, Büsten oder Köpfe berühren als Metapher seelischer und körperlicher Zustände. Die Malerin Susanne Wurlitzer begeistert mit stilisierten Gartenszenen. Immer wieder überraschen kunstvoll gesetzte Lichteinfälle und eine ornamental spielerisch aufgelöste Szenerie, in die sich auch schon einmal eine weibliche Figur einfindet. Die beiden Leipzigerinnen werden viele neue Fans in Frankfurt gewinnen.

„Beat it!“ schreit das übermalte Plakat des originellen Künstlers Jan Schmelcher, präsentiert von Galeriemanagerin Anna Lazaridi bei Andreas Greulich. Foto: Edda Rössler
„Beat it!“ schreit das übermalte Plakat des originellen Künstlers Jan Schmelcher, präsentiert von Galeriemanagerin Anna Lazaridi bei Andreas Greulich.
Foto: Edda Rössler

Diese sehenswerten Ausstellungen und viele weitere kann man noch bis Mitte August erleben. Weitere Informationen dazu unter www.galerien-frankfurt.de