Talentschmiede für junge Kreative – European School of Design präsentiert Abschlussarbeiten

Schulleiter Detlef Wildermuth und Absolvent Steven Feigel (European School of Design), vor der Virtual Reality-Installation zum Waldsterben im Taunus Foto: Edda Rössler
Schulleiter Detlef Wildermuth und Absolvent Steven Feigel
(European School of Design), vor der Virtual Reality-Installation zum Waldsterben im Taunus
Foto: Edda Rössler

Frankfurt ist zwar nicht das Zentrum hipper Werbeagenturen, wohl aber Talentschmiede für junge Kreative, davon ist Detlef Wildermuth überzeugt. Zusammen mit Ralph Thamm leitet er seit 2007 die European School of Design, die ihren Sitz in der Hamburger Allee 45 hat. Jetzt präsentieren sie mit sichtlichem Stolz zum Abschluss des Sommersemesters Arbeiten der rund 55 Studierenden.

Sie brauchen Durchhaltevermögen, das ist Wildermuth wichtig. „Man muss scheitern können und trotzdem wieder aufstehen.“ Im Durchschnitt sind die Studierenden 20 bis 25 Jahre jung und nur rund ein Drittel der Interessenten, die sich um einen Studienplatz bewerben, werden angenommen. „Die müssen schon den Eindruck vermitteln, dass sie unheimlich gerne kreativ arbeiten.“ Genau das merkt man den in zahlreichen Räumen und unterschiedlichen Etagen ausgestellten Arbeiten an, die ambitioniert wirken und vollgepackt mit originellen Ideen sind. Die Studierenden zeigen ihr Können analog und digital in dem Medium ihrer Wahl, seien es Bücher, Apps, Plakate, 3D-Animationen, Illustrationen, Fotografien bis hin zur Virtual Reality.

Schulleiter Ralph Thamm und Detlef Wildermuth mit der Studierenden Emilia Seidensticker und Absolvent Steven Feigel (European School of Design) Foto: Edda Rössler
Schulleiter Ralph Thamm und Detlef Wildermuth mit der Studierenden Emilia Seidensticker und Absolvent Steven Feigel (European School of Design)
Foto: Edda Rössler

Passé sind die Zeiten, als sich Designer statisch in nur einem Bereich bewegten. „Heutzutage ist Medienkompetenz angesagt“, berichtet Wildermuth. Kampagnen sind komplex und bestehen aus einem Mix verschiedener Medien. Wichtig sei es herauszukristallisieren, was die Kernidee ist und alles beginnt mit einer umfangreichen Recherche zum Thema. Egal, wieviel Enthusiasmus die jungen Leute mitbringen, die für die Recherche erforderliche Geduld und Gründlichkeit muss jedoch erst geübt werden, ebenso die kritische Überlegung, wie seriös eine Quelle ist. „Die jungen Leute sind es gewohnt, auf dem Handy-Display zu wischen“, sagt er mit einem Lachen.

Unterstützt werden die Schulleiter bei der Ausbildung von rund 18 Dozierenden, jeweils „Koryphäen“ in ihrem Metier. Die Fotografin Sandra Mann, Kunsthistoriker Ekkehard Tanner, Animationsfilmer Robert Scheffner oder Digital Artist Felix Kapfer sind nur einige der Experten, die Einblicke vermitteln und zum selbständigen, kreativen Arbeiten anspornen.

Professionell wirken bereits die von Erstsemestern entwickelten Logos, an denen auch Start-ups ihre Freude hätten. In einem benachbarten Raum sind zahlreiche Broschüren mit einem abwechslungsreichen Layout, Fotos und Texten ausgelegt. Viel gibt es zu entdecken, wie etwa die Modefotografie von Emilia Seidensticker (20). Die Studierende im 4. Semester mit einem Faible für Kunstgeschichte hat unter der Ägide der Künstlerin Sandra Mann drei Fotomodelle in Strickkleidern zu einem ästhetischen Dreieck in barocker Manier gruppiert. Strickmaschen erlauben den Blick auf ihre Körper und in der Hand halten sie ein Maßband oder Wolle. „Ich wollte allegorisch das Handwerk des Schneiders inszenieren“, sagt Seidensticker. „Mein Foto soll für Entschleunigung plädieren, als Aussage gegen Fast Fashion“. Sandra Mann habe sie dabei unterstützt. „Sie lässt den Freiraum, den eigenen Stil zu entwickeln.“

Studierende Emilia Seidensticker (20) vor ihrer Mode-Fotografie (European School of Design) Foto: Edda Rössler
Studierende Emilia Seidensticker (20) vor ihrer Mode-Fotografie (European School of Design)
Foto: Edda Rössler

Einen Blick in eine dystopische Zukunft wagen, die vielleicht gar nicht mehr so ferne ist, das erlaubt die Abschlussarbeit von Steven Feigel (25). Der schlaksige junge Mann mit den langen Haaren, der sich für Umweltthemen interessiert, wollte das Thema Waldsterben hautnah verdeutlichen und in seiner Dramatik spürbar machen. In Königstein im Taunus fand er eine Aussichtsplattform, von der aus er die Geodaten in einem Umfeld von zwölf Kilometern exakt vermaß und digitalisierte. Jetzt kann man in seiner Installation eine Brille aufsetzen und mithilfe von Virtual Reality unmittelbar erleben, wie trostlos der Taunus ohne Bäume aussieht. Rosiger verhält es sich dagegen mit der beruflichen Zukunft von Steven Feigel, der sich soeben nach dem Abschluss zum Kommunikationsdesigner selbständig gemacht hat und über Aufträge freut.

Absolventen der European School of Design sind bundesweit gefragt, sagt Wildermuth. „Renommierte Agenturen reißen uns die Leute aus den Händen“. Der Kontakt beginnt oft während des Praktikums, und viele werden nach dem Abschluss übernommen. „Da sind sie gleich in der Bundesliga der Werbung“, freut er sich.

Die Abschlussarbeiten können nach vorheriger Absprache besichtigt werden. Weitere Informationen unter www.europeanschoolofdesign.eu

Text und Fotos von Edda Rössler
Veröffentlicht am 3.8.2022 in Frankfurter Neue Presse