Vom Eis zur Kunst:

Johannes Ehemann gibt sich bei Christel Wagner die Ehre

„Tango for Two“, ein raffiniertes Arrangement, das durch geschickte Verformungen Mehrdimensionalität suggeriert. Im Bild der Künstler Johannes Ehemann mit Galeristin Christel Wagner. Foto: Edda Rössler
„Tango for Two“, ein raffiniertes Arrangement, das durch geschickte Verformungen Mehrdimensionalität suggeriert. Im Bild der Künstler Johannes Ehemann mit Galeristin Christel Wagner.
Foto: Edda Rössler

Eigentlich heißt es ja, „It takes two to tango“, was bedeutet, zur Lösung eines Problems sollten schon mal beide Parteien einer Meinung sein. Doch der quirlige Künstler Johannes Ehemann (26) entschied sich bei seinem an die Op-Art angelehnten Werk stattdessen für den Titel „Tango for Two“. Ganz bewusst will er durch „offene“ Titel die Fantasie des Betrachters mit in seine Kunstwelt aufnehmen. Immerhin stellt sich gerade bei dieser Nennung zudem die Assoziation an den skandalumwitternden Film „Der letzte Tango in Paris“ mit Marlon Brando und Maria Schneider ein. Für ihn ist ein Tanz wie das Leben selbst. „Manchmal geht es hoch hinaus, nach vorne, manchmal geht’s zurück“. Doch auch der Schritt zurück könne weiterführen. Viele Interpretationen laden ein, sich mit diesem und den weiteren Objekten Ehemanns, fast alle Holz auf Acryl, auseinanderzusetzen. Er sei weniger von der Pop-Art, eher von der Pop-Kultur geprägt, verrät der Künstler. Seit vier Jahren lebt und arbeitet der im bayrischen Schwabach geborene junge Mann im Rhein-Main-Gebiet. Seit kurzem unterhält er ein Atelier in Offenbach.

Ein Kissen ist viel mehr als ein Kissen! Ganz besonders, wenn sich der Künstler Johannes Ehemann den vielfältigen Verformungen des Textils annimmt. Im Bild der Künstler Johannes Ehemann mit Galeristin Christel Wagner. Foto: Edda Rössler
Ein Kissen ist viel mehr als ein Kissen! Ganz besonders, wenn sich der Künstler Johannes Ehemann den vielfältigen Verformungen des Textils annimmt. Im Bild der Künstler Johannes Ehemann mit Galeristin Christel Wagner.
Foto: Edda Rössler

Für Ehemann ist die aktuelle Show in der Fahrgasse die erste Solo-Ausstellung. Zuvor war er bereits auf Kunstmessen vertreten und lernte dort vor einigen Jahren Galeristin Christel Wagner kennen. Bekannt gemacht hat die Beiden der ebenfalls von Wagner vertretene Pop-Art Künstler Janos Schaab. „Guck mal, das ist Johannes Ehemann, der neue Shootingstar“, erinnert sich die Galeristin an die Worte Schaabs. Das weckte ihr Interesse, doch sie war vorsichtig und beobachtete erst einmal die Entwicklung der künstlerischen Arbeiten Ehemans. Jetzt fand sie es an der Zeit, eine Einzel-Ausstellung durchzuführen. „Ich wollte mal etwas Frisches wagen“, so die Galeristin. „Meine Künstler müssen mutig sein. Ich schätze den Bruch mit herkömmlichen Traditionen.“

Ungewöhnliche an den rund zehn Objekten, die die Galerie bestücken, ist auf den ersten Blick schon einmal ihre Machart. Ehemann, der seine Arbeiten präzise plant, hat sich für Holz als Bildträger entschieden. Er sägt zunächst jeweils für sein Werk passende Formen mit einer Stichsäge aus und setzt eine Bleistiftzeichnung als Wegweiser ein. „Der kreative Arbeitsprozess entsteht in der Vorarbeit“, erklärt Ehemann. „Das Malen ist dann noch Dienst nach Vorschrift.“ Oft fotografiert er auch Personen, Situationen oder Stillleben auf Polaroid, zerknüllt das Foto und überträgt die so entstandenen Verformungen auf Holz. Jedes Werk ist ein Unikat.

„GAP“ – so der Name des sperrigen Porträts, das der Künstler Johannes Ehemann aus Holz sägte und anschließend mit Acrylfarbe bemalte. Ebenfalls im Bild: Galeristin Christel Wagner. Foto. Edda Rössler
„GAP“ – so der Name des sperrigen Porträts, das der Künstler Johannes Ehemann aus Holz sägte und anschließend mit Acrylfarbe bemalte. Ebenfalls im Bild: Galeristin Christel Wagner.
Foto. Edda Rössler

Woher nimmt ein so junger Künstler diese „Saloppheit“?. Eine Erklärung ist rasch vorhanden. Vor seiner Kunstkarriere gab es bereits Erfolge als Profi- Eishockeyspieler. Immerhin spielte Ehemann, der schon als Dreijähriger auf dem Eis stand, zuletzt in der 3. Liga bei den Saale Bulls in Halle. Dabei profitiert er noch heute von seinen sportlichen Erfahrungen. „Disziplin“, habe er sich antrainiert. „Du bist für Dich alleine zuständig, das ist in der Kunst genauso.“ Doch immer habe es ihn trotz aller Erfolge im Eishockey zu kreativen Beschäftigungen geführt. „Im ersten Jahr in Halle im Profisport,habe ich zu zeichnen angefangen.“ Später folgte ein zweijähriges Mode-Designstudium in Leipzig. Noch immer fühlt er sich von der Mode inspiriert und versteht sich selbst als leidenschaftlichen Fashion-Fan.

Wie sehr seine Bilder überzeugen, das zeigt sich darin, dass er mittlerweile viele Sammler und Fans gewonnen hat. „Von 16jährigen, die sich über Monate ihr Taschengeld für meine Werke zusammen sparen, bis hin zu 90zigjährigen“, Ehemanns eigenwillige Objekte mit hohem Wiedererkennungswert kommen an.

Johannes Ehemann, „NOfoRM“, noch bis zum 5. Mai 2023 in der Galerie Christel Wagner. Weitere Informationen unter www.christel-wagner-galerie.de

Veröffentlicht in Frankfurter Neue Presse am 5. April 2023
Text und Foto von Edda Rössler