Welcome Amy – Werke von Amy Ernst zum ersten Mal in Europa ausgestellt

Text und Fotos von Edda Rössler
veröffentlicht in der Frankfurter Neuen Presse am 6. September 2019

Die Ausstellung „Surrealism and Beyond“ in Peter Femferts Die Galerie präsentiert neben Collagen und Monoprints von Amy Ernst Werke von Max Ernst, Roberto Matta, Jimmy Ernst, Leonor Fini, Leonora Carrington und Dorothea Tanning.

„Was für eine fabelhafte Idee doch der Peter wieder hatte“, lobte Prof. Jürgen Wilhelm, der Vorstandsvorsitzende der Max-Ernst-Stiftung Peter Femferts Ausstellung „Surrealism and Beyond“. Gestern wurde bei strahlendem Sonnenschein in der Galerie im Frankfurter Westend mit vielen Kunstfreunden Premiere gefeiert. In der Tat überzeugt das Konzept des Surrealismus-Spezialisten, der mit der Ausstellung eine Brücke von Max Ernst zu seinem Freundeskreis und zu den weiteren Ernst-Generationen schlagen möchte. In der von Elke Mohr kuratierten Ausstellung begegnet man Werken des Ausnahmekünstlers Max Ernst, seines Freundes Roberto Matta und denen seiner ebenso talentierten wie zahlreichen Künstler-Ehefrauen. Auch Sohn Hans-Ulrich, bekannt als „Jimmy“ Ernst, ein prominenter Vertreter des amerikanischen abstrakten Expressionismus, ist vertreten. Als kleine Sensation entpuppt sich jedoch die Ausstellung der Max Ernst-Enkelin Amy Ernst (66 Jahre), deren Werke bei Peter Femfert zum ersten Mal in Europa zu sehen sind. Farbenprächtige Collagen und Monoprints auf Papier, die figurativ-abstrakt angelegt sind, bergen kleine Geschichten voller Symbolcharakter. Die Gelegenheit, die charismatische Künstlerin Amy Ernst kennenzulernen, versprach schon zu Beginn des Frankfurter Saisonstarts der Galerien ein Sahnehäubchen, das Kunstfreunde goutierten.

Die Künstlerin Amy Ernst vor ihrem Werk "Dream Catcher" Foto: Edda Rössler
Die Künstlerin Amy Ernst vor ihrem Werk „Dream Catcher“
Foto: Edda Rössler

Amy Ernst – die Legende geht weiter
Würdevoll und etwas nachdenklich, eine Person, die in sich ruht, so erlebte das Frankfurter Publikum die dunkelhaarige Künstlerin. „Ich sehe meiner Großmutter Luise Straus-Ernst ähnlich“, informiert sie. Immer schwingt die traurige Familiengeschichte mit. So gelang es Max und Jimmy Ernst während der Nazizeit in die USA zu emigrieren. Doch Luise wollte in ihrer deutschen Heimat bleiben und wurde in Auschwitz ermordet. „Ich sehe meiner Großmutter ähnlich“, sagt Amy. Auch aufgrund der Ähnlichkeit zur Großmutter war sie bevorzugter Liebling des Großvaters Max. „Er war streng“, erinnert sie sich. „Doch ich durfte beim Ballspielen mit ihm verlieren, meinem Bruder Eric war das nicht erlaubt.“ Ganz anders der Vater Jimmy, den sie als humorvollen Menschen erlebte. Überhaupt sei sie vor allem „Daddy‘s Girl“. In der Aftershow bei der Lampe-Bank gedenkt sie mit einem bewegenden Toast an den vor über 35 Jahren verstorbenen Vater Jimmy. Er sei die wichtigste Inspiration ihres Lebens.

Die Künstlerin Amy Ernst und ihr Galerist Peter Femfert Foto: Edda Rössler
Die Künstlerin Amy Ernst und ihr Galerist Peter Femfert
Foto: Edda Rössler

Die berühmten Künstlervorfahren, insbesondere die Eltern Jimmy und „Dallas“ Edith Ernst, rieten Amy dringend davon ab, Künstlerin zu werden. „Das sei sehr anstrengend.“ So absolvierte sie zunächst eine Ausbildung zur Bühnenbildnerin, heiratete einen Opernsänger und entwarf Bühnenbilder für dessen Opernauftritte. Doch die selbstbewusste Künstlerin „ich bin auch etwas eigensinnig“ zog es schließlich in die Welt der Bildenden Kunst. Seit mehreren Jahrzehnten arbeitet sie abwechselnd in ihren beiden Ateliers in New York und in Florida, wobei sie sich insbesondere Drucken und Collagen widmet.
An die 20 Monoprints bespielen die Galerieräume bei Peter Femfert. Gleich auf den ersten Blick zeigt sich Amys Stil. Eine sorgfältig ausgewogene und harmonische Bildeinteilung und anmutig auf das Bild gesetzte Figuren weisen eine Nähe zur Malerei der Renaissance auf. Die zumeist warme Farbpalette sprudelt voller Energie. Nie kommen die Figuren derb daher, alle schweben im Blatt und bergen, so scheint es, surreale Geheimnisse. Gebannt blickt man etwa auf das Blatt „Masquerade I“, das eine verschleierte Mona Lisa zeigt oder erfreut sich an dem fluffigen „Dream Catcher“. Dieser Fänger böser Träume scheint über das Blatt zu fliegen. Es vibriert und knistert in der Kunst von Amy Ernst. Die oft lyrischen Bildtitel wählt sie mit Bedacht und führt den Betrachter behutsam in ihre Bildwelt ein. „Just Because“ oder „Walk in a Park“ sind Einladungen, denen man gerne folgt.
Und sonst noch gesehen
Welcher Künstler kann schon von sich behaupten, dass der Besucher ergänzend zu seinen Werke „noch“ folgende Künstler erleben kann? Amy Ernst kann das! Auch gesehen in Peter Femferts Ausstellung haben wir grandiose Werke von Max Ernst wie etwa das 1925 entstandene Ölbild „La Forêt “, Roberto Mattas „Être superieur des oiseaux“ von 1971 oder Jimmy Ernsts hinreißendes Ölgemälde „While Poets Sleep“.
Diese einzigartige Ausstellung „Surrealism and Beyond“ mit Werken bedeutender Künstler der Moderne und der Gegenwart ist allen Kunstfreunden dringend empfohlen.

Die Ausstellung ist noch bis zum 2. November 2019 geöffnet
Weitere Informationen unter www.die-galerie.com