What hot sh!it! Eine der ersten NFT-Krypto-Ausstellungen Deutschlands in der Frankfurter Galerie Andreas Greulich

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Aufbruchstimmung liegt in der Galerie Greulich in der Frankfurter Braubachstraße in der Luft. Anlass dafür ist die wohl deutschlandweit erste Ausstellung von Krypto-Kunst in einer Galerie. „What hot sh!it“ lautet das Motto der Präsentation der digital erzeugten, zumeist bewegten Bilder. Kuratiert wurde die Ausstellung von dem Galeristen Andreas Greulich, dem Krypto-Künstler Phil Coufal alias Adi de la Zufall und dem NFT-Sammler Johannes Simon.

Pioniere für Krypto-Kunst: (v.l.) Krypto-Künstler Adi de la Zufall aka Adi Oohgaga,, Galerist Andreas Greulich und Sammler Johannes Simon Foto: Edda Rössler
Pioniere für Krypto-Kunst: (v.l.) Krypto-Künstler Adi de la Zufall aka Adi Oohgaga,, Galerist Andreas Greulich und Sammler Johannes Simon
Foto: Edda Rössler

Statt Gemälde bespielen Monitore mit bewegten Bildern die Galerieräume. Doch der Clou der Ausstellung liegt nicht allein in der Präsentation ästhetischer, digitaler Bildwelten oder etwa darin, dass einige mithilfe künstlicher Intelligenz kreiert wurden. Bahnbrechend ist, dass alle Werke digital zertifiziert sind. Mithilfe der Blockchain-Technologie ist es möglich, Originale und ihre Besitzer auszuweisen. Die bei Greulich präsentierten Werke verfügen über ein NFT (steht für Non Fungible Token). Das digitale Siegel garantiert Echtheit und ist zugleich eine Besitzerurkunde, die den Namen des Eigentümers beinhaltet. Somit können zwar Millionen Fans auf der ganzen Welt Kopien digitaler Kunstwerke genießen, doch der Besitzer und Sammler des Originals ist namentlich dokumentiert. Eine Analogie in der bisher bekannten Welt wäre das Original, limitierte hochwertige Drucke und Poster in Millionenauflage. Da digitale Kunst ununterscheidbar kopiert werden kann, hat man sich NFT als digitales Hilfsmittel zur Kennzeichnung des Originals ausgedacht.

Furore machten NFTs Anfang des Jahres, als der amerikanische Künstler Mike Winkelmann alias „Beeple“ seine vollständig digital erzeugte Collage „Everydays: The First 5000 Days“ bei Christie’s In New York für über 69 Millionen US-Dollar unter den Hammer brachte. In der sich rasant verbreitenden NFT-Kunst herrscht Pioniergeist. Bei einer Preisspanne, die bei einem halben „Tezos“ (rund 1,35 Euro) beginnt und bis zu zigtausende „Ether“ (beides digitale Währungen) steigen kann, ist die Krypto-Szene für viele Sammler reizvoll. Die Gemeinde wächst täglich und kommuniziert vorwiegend über Twitter.

Galerist Andreas Greulich ist überzeugt, dass die Krypto-Kunst den Kunstmarkt aufmischen und demokratisieren wird. NFT-Kunst, die sich auf Monitoren präsentiere, sei im Vergleich zum traditionellen Wandgemälde moderner, die Interaktion mit den Künstlern und ihren Werken direkter, die Preise transparent und das Werk aufgrund der Digitalität weltweit rezipierbar.

Wie facettenreich sich die Krypto-Kunst darstellt, zeigt sich bei einem Rundgang durch die Galerie. 13 Künstler aus aller Welt sind mit unterschiedlichen Ansätzen vertreten. Viele Werke wurden mithilfe Künstlicher Intelligenz geschaffen, wie etwa das des in München lebenden, mehrfach ausgezeichneten Mario Klingelmann alias Quasimondo. Er entwickelte einen Algorithmus, der aus einem Fundus gesammelter Fotografien eine menschliche Figur schemenhaft andeutet. In der Betrachtung fließen Ornamente reizvoll ineinander und erzeugen für einen kurzen Moment eine räumliche Dimension.

Momentan entdeckt Andreas Greulich bei seinen Sammlern noch eine gewisse Zurückhaltung und Diskussionsbedarf. „„Dennoch hat sich mittlerweile eine völlig neue Klientel eingestellt, die Erfahrung mit NFTs gemacht haben.“ Diese Sammler sind stolz darauf, Teil einer neuen Kunstwelt zu sein. Wie in der Popmusik gibt es Fangemeinden mit Lieblingskünstlern. „Das Sammeln von NFTs ist wie ein Rausch“, sagt Sammler Johannes Simon. Allein in den letzten vier Monaten hat er über 500 NFTs erworben.

Die Ausstellung ist noch bis zum 14. August geöffnet. Weitere Informationen ebenso wie eine anschauliche Präsentation der ausgestellten Krypto-Kunst unter www.galerie-greulich.de

„Es geht um Expression, um Freedom. Du musst den Bass oder die Gitarre nicht perfekt spielen. Du kannst auch mit einem kaputten Bass auf die Bühne gehen und dasselbe Feeling erzeugen“, sagt Krypto-Künstler Adi de la Zufall aka Adi Oohgaga über Krypto-Kunst.

„Seitdem ich mit Krypto-Kunst handle, bin ich auch in der Achtung meines 16jährigen Sohns Cornelius gestiegen“, freut sich Galerist Andreas Greulich.

„Das ist wie ein Rausch, wenn Dein Lieblingskünstler ankündigt, dass er neues Werk herausbringt“, sagt NFT-Sammler Johannes Simon.

Text und Foto von Edda Rössler, veröffentlicht am 7. August 2021 in Frankfurter Neue Presse

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Podcast bei Anchor – NFT-Kunst, Interview mit Pionieren der Krypto-Kunst Adi de la Zufall aka Adi Oohgaga, Galerist Andreas Greulich und Sammler Johannes Simon von arts21.de Edda Rössler. 21.7.2021

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