Wo man auf Schritt und Tritt toller Kunst begegnet – Galerien-Opening in der Fahrgasse

In der Fahrgasse, der Frankfurter Galerienhochburg, laden neue Ausstellungen zum Kunstgenuss ein. Sechs Galeristen, zu ihnen zählen Kirsten Leuenroth, Andreas Greulich, Christel Wagner, Florian Siedlarek, Jörk Rothamel ebenso wie Brigitte Maurer und Kurt Mühlfeld-Hemprich bleiben ihrer Linie treu und präsentieren etablierte Künstler wie den Pop-Art Künstler Janosch Schaab (Galerie Wagner) oder den Maler Harald Lange (Galerie Mühlfeld+Stohrer). Doch auch Neuzugänge wie Janosch Dannemann und Jari Genser (Galerie Leuenroth) beleben das Kunstviertel mit frischen Akzenten.

Galeristin Kirsten Leuenroth mit den Künstlern Anya Triestam, Jari Genser und Janosch Dannemann
Galeristin Kirsten Leuenroth mit den Künstlern Anya Triestam, Jari Genser und Janosch Dannemann

Fulminant startet Kirsten Leuenroth mit der Gruppenausstellung „Zuhause ist es am schönsten“ in den Februar. Die Künstlerin Anya Triestram, ehemalige Meisterschülerin der Leipziger Kunstprofessorin Annette Schröter, brachte zwei jüngere Kollegen mit und sorgte für einen trotz unterschiedlicher Herangehensweisen harmonischen Dreiklang. Künstlerkollege Janosch Dannemann (1992), ebenfalls Absolvent der „Leipziger Schule“, rückt Interieurs mit Farbstiften malerisch in Szene. Dabei bestechen eine großzügig angelegte Farbigkeit mit Dominanz zu zarten Rosatönen ebenso wie die als Hintergrund angelegten Räume, in denen man sich verlieren kann. Der Salzburger Jari Genser (1983), der in Wien studierte und dort lebt, verblüfft mit einer großformatigen Atelieransicht „F.T.S. – (From Two Sides), Öl auf Leinwand, einem Interieur in einem wahrhaft altmeisterlichen Duktus a la Jan Vermeer. Seine perfekte Perspektive lenkt den Blick auf eine mitten in das Bild gerückte Staffelei. Auf ihr steht ein Gemälde, das Gensers Vorgänger-Variationen zum gleichen Thema wie kleine Puzzlestückchen zusammenfügt. Dem Künstler geht es bei dem Vexierspiel um Wiederholungen, Zeitebenen, die sich verschieben und damit der Frage nach Realität. Als „coole Socke“ entpuppt sich die Dritte im Bunde. Anya Triestam (1977) präsentiert mit der abstrakt-ornamental gehaltenen Komposition „Kylie“ (Harz und Linolschnitt auf MDF) ein freches und zugleich reizvolles Zusammenspiel der Farben Blau, Braun und Schwarz. Dass sie aber auch ein Faible für das Kleine, Zarte hat, beweisen ihre liebevoll inszenierten Lithographien und Linolschnitte.

Galeristin Brigtte Maurer vor "Jana" von Tilmann Zahn
Galeristin Brigtte Maurer vor „Jana“ von Tilmann Zahn

Der Papierkünstler Tilmann Zahn (1966) bespielt die Wände der Galerie Maurer mit raumgreifenden Installationen zum Thema „Übergänge“. Seine Ausstellung hat er zweigeteilt: So zeigt er einerseits naturähnliche Kompositionen, andererseits Werke, die sich auf technische Prozesse beziehen. Lässt man der Natur ihren Lauf, signalisiert etwa die netzartige, sich nach außen öffnende Arbeit „Expansion“, ist Entfaltung möglich. Seine „technischen“ Werke, die industrielle Prozesse widerspiegeln, bleiben geschlossene Gebilde, ohne Dialogangebot. Der Schaffensprozess besteht bei ihm aus vielen Stationen. Zahl zeichnet zunächst auf Papier vor und bricht anschließend Teile heraus, um das so Entstandene in ein Farbenbad zu tauchen. Diese „Übergänge“ bleiben in Erinnerung.

Galerist Kurt Mühlfeld-Hemprich vor Werken von Harlad Lange (li) und Thomas Hildebrand
Galerist Kurt Mühlfeld-Hemprich vor Werken von Harlad Lange (li) und Thomas Hildebrand

Dass sich die romantische, an den Impressionismus angelehnte Malerei von Harald Lange (1944), die Erinnerungen evoziert und von Landschaftsimpressionen im verklärten Licht geprägt ist, bestens mit den barocknahen Skulpturen von Thomas Hildebrand (1980) versteht, beweist Galerist Kurt Mühlfeld-Hemprich.

Galerist Andreas Greulich mit Tessa Wolkersdorfer
Galerist Andreas Greulich mit Tessa Wolkersdorfer

Andreas Greulich ist mit der Einzel-Ausstellung „highup“ der Nürnberger Künstlerin Tessa Wolkersdorfer (1982) seiner Richtung treu geblieben. Die ehemalige Meisterschülerin von Peter Angermann arbeitet mit einem Materialmix aus Tusche und Acryl auf Leinwand. Gern baut sie pastöse Momente („von meiner Farbpalette“) mit ein. Dabei entstehen Gemälde, die nahezu spielerisch von der Figuration ins Abstrakte übergleiten. Neu ist diese Saison ihr Sujet. Waren ihre Werke in den Vorjahren von der Auseinandersetzung mit der bayrischen Landschaft geprägt, zeigt sie jetzt großformatig angelegte Porträts, die Wolkersdorfer nach Foto-Shootings von ihren Freundinnen schuf. „Die sind so schön, hatten aber wenig Selbstbewusstsein“, erinnert sie sich. Jetzt prangen die Schönen, ummantelt von einem hinreißend hellen, nuancierten Farbenspiel, Odalisken gleich, in der Galerie Greulich,

Galeristin Christel Wagner vor "Silk" von Johannes Ehemann
Galeristin Christel Wagner vor „Silk“ von Johannes Ehemann

Apropos Neuzugänge: Auch den Besuch der Galerie Christel Wagner sollte man einplanen. Janosch Schaab erfreut mit einem riesigen Pop-Art Porträt „Dream“, das sich aus vielen kleinen Punkten zusammensetzt und mit einer für den puristisch arbeitenden Künstler großzügiger Farbigkeit erfreut. Der jüngste Künstler, Johannes Ehemann (1996), sorgt zudem mit „Silk“, einem Acrylbild auf Holz, für Aufsehen. Der ehemalige Eishockeyspieler, der seine Sportkarriere zugunsten der Malerei aufgab, präsentiert einen zerknüllten Seidenschal in einer trickreichen Faltung. Demnächst, so viel verriet Christel Wagner, wird er in ihrer Galerie mit einer Einzel-Ausstellung vertreten sein.

Weitere Informationen unter www.galerien-frankfurt-mitte.de

Text und Foto von Edda Rössler
Veröffentlicht in Frankfurter Neue Presse am 31. Januar 2023